Bevor ich mich durch die Neutouren des Monats hangele darf ich noch einen Weg von Andreas nachreichen, den er bereits im Mai klettern konnte, der mir aber irgendwie durch die Lappen gegangen ist, obwohl ich in den vergangenen Jahren immer mal wieder nach geschaut habe, ob das Projektschlinglein noch hängt oder ob ihm endlich diese grandiose Linie geglückt ist.
Bereits 2005 hat Andreas diese Monsterkante an der Höllentorwand eingebohrt, den hat er bereits vor ein paar Jahren geklettert, der rechts der ASDF in einer kurzen Verschneidung beginnt und dann die Kante strack auf einen Absatz hoch führt. Schon hier wird kernige Kantenkletterei im unteren IX. Grad geboten, doch die Kante die über dem Absatz dräuend empor messert, die glückte im vergangenen Mai. Damit ist Pulp Friction IX vollendet und die Kante über dem Absatz hat es tierisch in sich, nicht nur klettertechnisch, auch absicherungstechnisch ist diese äußerst spannend zu klettern. Denn ein Abgang beim clippen des zweiten Hakens an der Kante endet unweigerlich ungebremst auf dem Absatz, ist dieser einmal geklinkt kommt eine brettharte Kantenpassage, die jeder Beschreibung spottet – da gehen alle Türen auf und wenn Ihr von der Kante abschält, dann kann das unangenehme Spuren am Schienbein hinterlassen. Wie das Teil trotzdem mit einer vernünftigen Sicherheitsmarge zu klettern ist, das verrate ich nicht, denn das ist ein Teil von dem Vergnügen, das diese großartige Route bereitet. Nur so viel, es sollte recht kühl sein, damit der Fels den passenden Grip hat und in den nächsten Wochen werden perfekte Bedingungen an der Höllentorwand herrschen, bevor sie im dauerfeuchten Herbstglitsch versinkt.
Jetzt an die Schäferwand, wo Hendrik links der Hurz einige wunderschöne Routen mit moderater Schwierigkeit und perfekter Absicherung eingerichtet hat. Links der Hurz wartet die Pussy Riot VI+ mit perfekter Verschneidungskletterei auf, die je höher ihr kommt immer ein wenig anspruchsvoller wird, um dann unter dem Umlenker mit der Cruxpassage aufzuwarten. Perfekte Kletterei mit perfekter Linie und das gilt auch für die Route links der Pussy Riot, die auf den griffigen Namen Homefucking is killing Prostitution VII hört. Da musste ich zweimal hinschauen, als ich den Routennamen las, wobei am Einstieg nur H.i.k.P. steht, aber trotzdem, diese schon fast als Kampfansage gegen den Untergang des ältesten Gewerbes der Welt zu wertende Aussage hat einen gewissen Wahrheitsgehalt und wüsste ich es nicht besser, wo Hendrik die Idee zu diesem plakativen Routennamen her hat, dann müsste ich mir echt schwere Sorgen um ihn machen, wenn ich mir vorstelle, wie er und andere treue Kampfgenossen, rote Banner mit dieser Kampfansage schwingende durch Koblenz, oder eine andere Stadt ziehend, auf dem direkten Weg in den nächsten Rotlichtbezirk. Dem ist aber nicht so, wir können uns beruhigen, Nudelholz und Bratpfanne können im Schrank bleiben und wer hinter den Routennamen steigen will, der klettert am besten erst mal die Tour und forscht dann im www. nach.
Schon der Einstieg ist vielversprechend, ein traumhafter Fingerriss, dann kommt die Crux, es gilt sich über einem kleinen Überhang aufzurichten, was mit Reichweite gesegneten deutlich leichter fällt, darüber dann weiter famose Kletterei an einer Schuppe und durch eine Verschneidung zum Umlenker. Alles drin in der Tour, ein absolutes MUSS m.E.
Auch sehr fein ist die Rockin´ is ma´ Business VI links davon, die mit einer griffigen Kante beginnt und dann angenehme und bestens abgesicherte Verschneidungskletterei im oberen Teil bietet. Da sieht es über dem letzten Haken etwas weit zum Umlenker aus, aber die Kletterei ist nicht so schwer, Ihr könnt problemlos die Fixschlinge rechts in der Homefucking is killing Prostitution einhängen, oder einen kleine Cam im Riss versenken.
Für die nächste Route empfiehlt es sich die folgende Beschreibung des Routenverlaufs ins GPS-Gerät ein zu geben, um diese dann per headset während der Begehung abzurufen. Für Tragic Idol VI- Einstieg links der Rockin´ is ma´ Business durch kurze Verschneidung auf Absatz, dann bis zum 4. Haken der Rockin´ is ma´ Business, hier rechts haltend empor zu Fixschlinge der Homefucking is killing Prostitution, die Schuppe gerade hoch, dann rechts querend zu Haken und darüber kurzen Riss zum Umlenker. Wenn Ihr Euch an die Wegbeschreibung haltete, dann glückt Euch die insgesamt leichteste Route in dieser Ecke der Schäferwand völlig problemlos.
So weit so gut, links der beschriebenen Routen ist noch Platz für zwei weitere Linien, solange es einen trockenen September gibt wird das auch noch was mit den Projekten in diesem Jahr und Euch kann ich nur raten so schnell wie möglich diese tollen Routen unter die Hufe zu nehmen, denn die Schäferwand gehört zu den ersten Wänden, die, wenn es mal einige Tage feucht ist, im Glibber versinkt.
Zum Abschluss noch eine Info zur Bubblegum an der Schäferwand, eine Route, die Robert 2005 erstbegangen hat. Hier hat Hendrik aus dem Doppelriss im unteren Teil eine kleine Verschneidung gemacht, indem er auf gut vier Meter eine Felskeil aus der Wand geschält hat. Jetzt ist der ganze Spaß schwieriger geworden, sozusagen aus VI mach VII-, und auch absicherungsmässig wurde es prickelnder.