Rekorde und Close Calls

Damit Tims Nachricht an uns nicht im Infoteil untergeht, stelle ich diese an den Anfang der Aprilnews. Ich denke ich spreche für alle wenn ich sage, dass wir überglücklich sind, dass trotz des herben Verletzungsbildes, Tim mit dieser supergünstigen Prognose aus dem Krankenhaus entlassen werden konnte, vor allen Dingen, dass er keine bleibenden Schäden aus dem Unfall mit auf seinen weiteren Lebensweg nimmt. Vielen Dank Tim für Deine Nachricht und weiterhin gute Besserung. Seinen Beschreibungen zu den Routen Rosenstolz und dem Projekt links davon kann ich mich nur anschließen, z.Zt. ist das Dornental noch off limits, sobald dort wieder etwas geht, werden wir dort gemeinsam mit den Erschließern eine Lösung für die Probleme suchen.

Hallo Alex,

ich wollte nur mal kurz mitteilen, dass die Ärzte mich heute auf dem Bundeswehrzentralkrankenhaus entlassen haben und es mir für diese Verletzungen (Dünndarmdurchriss, 3-fachen Rippenbruch, Lugenquetschung, Gehirnerschütterung und einer Platzwund am Kopf) sehr gut geht. Die Ärzte meinten, es sei ein Wunder, wie schnell ich wieder auf die Beine komme. Leider werde ich noch drei weitere Wochen krankgeschrieben bleiben :-(. Sport inkl. Klettern/Bouldern ist wohl nicht vor Juni drin. Folgeschäden, außer einer sehr großen Narbe, werde ich wahrscheinlich nicht davon tragen.

Um Gerüchten vorzubeugen, möchte ich hier klar stellen, dass mein Sicherungspartner Ralf im meinen Augen Alles – und wirklich Alles – richtig gemacht hat und wir beide riesiges Glück gehabt haben. Dieser Steinsturz hätte locker für einen oder uns beide tödlich ausgehen können oder mit Querschnittslähmung. Daher Glück im Unglück.

Es kam auch zu keinem Hakenausbruch.

Uns war die Route bekannt und wir haben sie nicht das erste Mal vorgestiegen.

Über den genauen Hergang und warum der Brocken herunter fiel, werde ich/wir später noch etwas schreiben, wenn ich mir bzw. Ralf und ich uns darüber im Klaren sind.

ACHTUNG ROUTE “Rosenstolz” im Dornental:

Meiner Meinung nach kann es zu einen sehr ähnlichen Unfall in der Route “Rosenstolz” kommen.

Dort gibt es im mittleren Teil links des Routen-Verlaufs einen schönen Riss. Dieser besteht aber aus zwei (wesentlich größeren als bei unserem Unfall) Klötzen, die lose auf einander stehen. Sehr schön sieht man diese Tatsachen, wenn man das bis auf den Umlenken hakenfreie Projekt links von “Rosenstolz” klettert. Das diese riesen Klötze nicht fest bzw. sicher stehen, sieht man an den neuen (!) feinen Absprengungen am Fuss des unteren Klotzes. Ich möchte mir gerade nicht vorstellen, wenn jemand versucht die Route clean zu klettern und links immer Friends und Keile legt und dann diese Sicherungspunkt belastet und die Klötze dann “wegsprengt” ….

Soweit meine erste Sicht als Verunfallter

Ich wünsche Euch allen schöne und unfallfreie Klettertage

Tim

Und nun zu den news für den April:

Diesen Monat hatte ich alle Hände voll zu tun, damit ich den Routenerschließern folgen konnte. Lange hat es keinen Monat gegeben, der so viele Neutouren gebracht hat, 21 an der Zahl sind es, so viele Neutouren in einem Monat hat es noch nie gegeben, und somit steuert der Ticker der Datenbank schleunigst in Richtung 900 Routen im gesamten Gebiet. Ich schätze, wenn das Wetter weiterhin auf unserer Seite bleibt und wenn ich die kletterfertigen Projekte bedenke, dann wird im Mai die 900. Route fallen.

Starten wir im Kottenheimer Gebiet, wo am Kottenheimer Wändchen Robert mit Hinkelstein VII seine 50. Neutour begehen konnte. Die bestens abgesicherte Kantenkletterei bietet besten Fels und tolle Züge, alles in allem eine würdige Route für diesen Anlass.

Links davon glückte mir mit Painful Arc IX- eine deutlich anspruchsvollere Kantenkletterei, die sofort mit boulderartigen Zügen startet und dies bis zum Umlenker durchhält. Ein kühler Kopf sollte beim windigen Klinken des zweiten Hakens bewahrt werden, da ein Sturz von dort in die Nähe des Einstiegsbandes führen kann.

Links von dieser Route kam noch die Risslinie Die Lieben Sieben V+ dazu, die vom ersten Haken der Blutzoll durch den geneigten off width einen verklemmten Block ansteuert und dann einem Fingerriss zum Umlenker der Blutzoll folgt. Für den einfachen off width könnt Ihr durchaus eine C5 mitnehmen, die Schwierigkeit kommt aber am Ende der Route, wenn es aus dem Fingerriss zum Umlenker der Blutzoll geht-so kam es mir jedenfalls bei der Erstbegehung mit dem Soloisten vor..

Im Kessel haben Gereon und Björn zwei kurze Risslinien geklettert, die beide am Umlenker der Superjam enden. Die Heroische Tat Teil 1 VI begang Björn, indem er dem Handriss links der Superjam folgte, Gereon kümmerte sich um die feine Risslinie links der HTT1, die als Heroische Tat Teil 2 VI etwas windigere Züge als HTT1 an einer Fingerrissspur bietet.

In der Schatzinsel überließ es Björn mir meine Hände und Finger im Schiffbruch VII zu malträtieren, einer gediegenen cleanen Finger- und Handriss links von Käpten Hook, der durch weitere Begehungen durchaus noch weiter entstaubt werden könnte.

Jetzt zur Hammerlinie des Monats im Sektor Norge, wo Klaus Ruppert den schmalen Pfeiler der Crank! IX (wahlweise Fb 7a+) im Solo erstbegangen hat. Die Höhe der Linie liegt durchaus noch im Highballbereich, die klettertechnische Crux kommt zwar in gut abspringbarer Boulderhöhe, aber die mentale Crux, mit sehr windigen Piazzügen an der Pfeilerkante, die kommt hoch genug, damit die ausgelegten Bouldermatten am Wandfuß klitzeklein erscheinen und wer hier unkontrolliert abflutscht, der landet sehr unsanft im Waldeshang. Da oben kommt dann schon Solofeeling auf-deshalb auch als Routeneintrag in der Datenbank. Die Linie kann auch per toprope genossen werden, da Thomas diese zunächst als Vorstiegsroute projektiert hatte und bereits einen Umlenker gesetzt hatte.

Auf der anderen Straßenseite im Dachsbau war Robert mit einer Delegation aus der Pfalz unterwegs, das Ergebnis von ausgiebigen Räumarbeiten rechts vom Bruno Bär Gedenkweg war der Pfeilerweg V+, der von Carsten Schüler erstbegangen wurde und schöne Kletterei an Rissen und Wandstufen bietet, die im oberen Teil gut mit bolts gesichert ist, unten müssen ein paar Cams mit von der Partie sein.

Bevor wir in der Ettringer Lay landen noch ein kurzer Abstecher in den Schwarzen Zirkel, wo Michael Zettelmeyer seiner erste Neutour im Gebiet mit der Frag nicht so doof VIII- hinterlassen hat, die sich nahtlos in den Stil des Zirkels einreiht-spannende, selbst zu sichernde und anspruchsvolle Risskletterei, die vom Ende des Einstiegsrisses der Eclectic gerade durch eine abdrängende Risspassage zum Riss links der Eclectic führt und diesen zum Umlenker folgt. Ein würdiger Einstand für Michael im Neutourengeschäft in den Gruben.

Ich begradigte mit einem Direktausstieg den Morphinsiten, die Variante zieht vom Ende des engen Handrisses in direkte Linie durch einen abdrängenden Fingerriss zum Band unter dem Umlenker, an der Gesamtschwierigkeit der Route ändert sich nichts, aber das Gesamterlebnis wird mit diesem Finale noch gesteigert.

Ein kleiner Nachtrag zur Damnatio Memoriae. Man kann auch, statt auf das Band nach links auszuqueren, dem Riss weiter bis unter das Dach folgen und dann in windiger Fingerklemm- und Spreizarbeit links am Dach vorbei und dem darüber ziehenden Riss zum Umlenker folgen. Diese Variante wurde bisher zweimal geklettert, von mir und von Marc und mit Ihr schraubt es die Schwierigkeit der Damnatio in den soliden oberen VII. Grad, den Ihr für diese Variante auch voll im Griff haben solltet.

Ist es Euch auch aufgefallen, dass lange nichts mehr vom Kasparek-Theater zu hören war. Dank der supertrockenen Witterung sind dort momentan die Bedingungen so gut wie lange nicht mehr und damit kam es dort richtig fett. Achim hat rechts der Duelos y Quebrantos mit der Joe Brown VII+ eine Linie begangen, deren Anwartschaft auf die Neutour des Jahres nur noch schwer zu kippen ist, meine absolute Mehrheit für diesen Titel hat sie auf alle Fälle. Die Route hat eine ordentliche Länge, bietet anhaltend überraschende und spannende Kletterei, beginnt mit einer prickelnden Dachquerung, dann geht’s durch eine erfreulich griffige Wand an einen ebenfalls gut griffigen Pfeiler, der jedoch von unten als recht abweisend erscheint, aber immer dann einen Halt bietet, wenn es nötig wird. Am Umlenker wird bei Euch das Gefühl aufkommen, was bei allen Toprouten des Gebietes aufkommt, so könnte es noch hunderte Meter weiter gehen. Dir Route steht auf gleicher Augenhöhe mit Hendriks großzügigen Linien über dem Lago di Mordor, ich könnte noch seitenweise über die Joe Brown schwärmen, sage aber nur-gehet hin und klettert sie.

Gleiches gilt für Llanberis Pass VII+, die den gleichen Einstieg hat wie Joe Brown, in Wandmitte aber über eine plattige Wandstelle nach links quert und dann einer herrlichen Rissverschneidung zum Umlenker folgt, genauso ganz großes Tennis und ebenfalls von Achim erstbegangen.

Nicht gerade mit Ruhm habe ich mich mit der Erstbegehung von Ausweitung der Kampfzone VIII-, links der 39° le Matin, bekleckert. Eine gute Ausrede für die Tour habe ich auch schon, denn die Linie wurde bereits 2002 von Stefan Golz und Otti eingerichtet, notdürftig geputzt, aber dann blieb die Sache liegen, die beiden waren seit dem nicht mehr Basalt unterwegs. Der untere Teil bis zum Band ist ganz gut mit bolts gesichert, der Fels lässt ebenfalls nichts zu wünschen übrig. Über dem Band ändert sich das, der Fels ist von einer mehligen Auflage überzuckert, Feuchtigkeit macht sich in den Rissen breit und die Bohrhaken genau da auf, wo man sich einen wünscht. Der Zug zum ursprünglichen Umlenker unter einem kleinen Dach ist schon tricky, in geistiger Umnachtung habe ich einen weiteren Umlenker links oberhalb des Daches gesetzt, das ist dann wortwörtlich die Ausweitung der Kampfzone.

An der Schäferwand konnte Robert sein lange ruhendes Projekt vollenden. Links der Bubblegum gibt es dort eine weitere großzügige Linie, die allerfeinste Wand- und Risskletterei bei bester Absicherung bietet. Im Kletterführer steht das Projekt noch als Grünland drin, doch Robert vergab den Namen Fanmeile VII+ für diese tolle Linie.

Am Schiffbug hat Sebastian Depke seinen ersten Weg hinterlassen. Mit dem Friedhofskamin V glückte ihm eine recht kurze, aber unterhaltsame off-width Risskletterei, die sich rechts oberhalb von Farewell Waldelito abspielt.

Gegenüber vom Sektor Rammstein hat Robert den kleinen, neuen Sektor Eckstein ans Licht der Welt gebracht, dort zwei neue Routen erschlossen und einige Projekte in der Mache. Der Sektor befindet sich direkt unterhalb der Straße, ist ostseitig ausgerichtet und besitzt eine maximale Höhe von zehn Metern. So lange ist auch die lohnende Katenkletterei der Auf nach Papua VII im linken Teil des Sektors, die bestens abgesicherte und anhaltend trickreiche Züge an einem Pfeiler zu bieten hat. Gleich rechts davon könnt Ihr Euch in der DDD VI die Hände in einem schönen Riss malträtieren.

Nach seinem Erstlingswerk im Dachsbau hat Carsten Schüler noch mal im Sektor Rammstein zugeschlagen, diesmal handelt es sich um eine Einstiegsvariante im oberen V. Grad zu Andreas Tour EAER 11, welche die knackige Einstiegsverschneidung rechts liegen lässt und einer kurzen Kante und Riss zum 3. Haken der Originalroute folgt.

Ebenfalls eine Variante ist Daniel Jungs Bouldereinstieg zu Die Wilden Kerle in der 2. Grotte, nur mit dieser wird die Originalroute deutlich schwieriger. Vom tiefsten Punkt der Grotte zieht sein 10 Zug Boulder in den Einstieg der Wilden Kerle und folgt dieser zu deren Umlenker. Für Daniels Die Wilden Zwerge IX+/X- empfiehlt es sich zuvor den ersten Haken der Wilden Kerle zu klinken.

Auch in der Toms Lay tat sich wieder was, Robert erschloss rechts der Schach Matt die schöne Riss- und Wandkletterei der Rumpelstilzchen, die zwar zwei Bohrhaken besitzt, doch für die auch ein paar mittlere Cams mitgenommen werden sollten.

So, das wäre es für den April gewesen, ich hoffe, dass ich alle Routen des Monats erwischt habe und Ihr damit up to date seid. Viel Spaß in den neuen Linien, vielen Dank an die Erschließer, denn ohne Ihre Info hätte ich keine Chance gehabt auch nur annähernd den Überblick zu bekommen.

Gleich nebenan im Bierkeller glückte Petje Coenen die zweite, sowie eine schnelle Begehung von Marcs test piece Der Wald auf dem Kopf. Saubere Leistung Petje, insbesondere wenn man in Betracht zieht, dass in dieser Linie nicht nur die herben Züge im Dach zu meistern sind, sondern dass auch für den luftigen Ausstieg der Mary Bauermeister noch ein paar Körner übrig sein sollten, dies gepaart mit einer gewissen inneren Festigkeit in Anbetracht des gar nicht so geringen Flugpotenzials dort oben.

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