Nach meiner Jammerei in den letzten news über Wetter und Neutourenaktivität brachte uns der März endlich frühlingshafte Tage und bis unter die Haarspitzen motivierte Erschließer, die eine ganze Reihe von hochkarätigen Wegen hinterlassen haben.
Eigenlob stinkt bekanntlicherweise, aber trotzdem beginne ich mit einer, im wahrsten Sinne des Wortes, hochkarätigen Tour über dem Lago Mordor, die mit den langen Ausnahmelinien in dieser Ecke locker mithalten kann. SILMARIL VIII+ beginnt rechts der Handcuffed Lightning mit einer abdrängenden Verschneidung, die zugleich die Crux der Route darstellt, trifft dann auf Hendriks Sacre du Printemps und verlässt diese nach ein paar Metern nach links auf ein geräumiges Band. Hier bietet es sich an Stand zu beziehen, denn die über dem Band folgende Wand- und Kantenpassage ist nochmals recht giftig, dann folgt bis zum Umlenker beschwingte Verschneidungskletterei, die keine Wünsche offen lässt. Die Route ist bestens abgesichert, trotzdem ist es sinnig ein paar mittlere Cams mit zu führen und endlich, nach über drei Jahren Kurz- und Mittelstrecke, wieder eine Linie im Gebiet, welche die vollen 30 Meter ausfährt.
Spannend wird nach geglückter Begehung der SILMARIL das Abziehen des Seils, denn wenn Ihr es vom Umlenker der Tour abzieht wird dies unweigerlich im grün-schleimigen Lago die Mordor landen. Abhilfe schafft hier Andreas` Strandpromenade V-, die vom Stand des Strandes über Bänder und kleine Wandstufen rechts haltend zum Stand der Silmaril führt. Die Strandpromenade kann auch zum Stand des Strandes abgeklettert werden und von hier kommen dann Seilschaft und Seil trocknen Fußes zurück zum Wandfuß.
Ein weiterer Aktivitätsschwerpunkt im März war die Dreikönigswand. Schon im November 2013 konnte Wolfgang Schüssler zusammen mit Ingo Scheel und Sven im zentralen Teil der Wand die J.S.L. VII erstbegehen. Aber noch dräuten einige lose Blöcke im Bereich der Tour, der Staub der Ausgrabungsarbeiten schmälerte das Klettervergnügen und ein solider Standplatz fehlte völlig. Das wurde im März abgestellt und nun bietet die Tour grandiose Risskletterei, besonders im Riss im oberen Wandteil, die sich perfekt absichern lässt – kleiner Tipp, für den abdrängenden riss im oberen Wandteil sollten genügend C0.5er mitgeführt werden.
Die Route ist Jörg Ullmerich, Juan Stefan Santos y Ruland und Lothar Diedrich gewidmet, die im September 2013 bei einem tragischen Bergunfall am Langkofel ums Leben gekommen sind.
Über die Einstiegsverschneidung der J.S.L erreicht Ihr die Canopy malfunction VII, die ich durch die abdrängende Doppelverschneiung links des Ausstiegsrisses der J.S.L. gelegt habe und die an deren Umlenker endet. In der Canopy malfunction erwartet euch eine knackige Passage, die nicht unbedingt leicht zu lesen ist und auch die Absicherung ist nicht so ganz offensichtlich wie in der benachbarten Tour.
Haltet Ihr Euch nach der Einstiegsverschneidung der J.S.L stramm rechts, dann landet Ihr in Wolfgang Schüsslers Mama Machete VI. Trotz der moderaten Bewertung solltet Ihr in dieser Tour mit offenen Augen unterwegs sein, denn die Absicherung ist nicht unbedingt trivial und im mittleren Teil ist die Felsqualität etwas dubios. Am Ende der Route erwartet euch ein luftiger Quergang nach links zum Stand der J.S.L. und auch hier knackt die eine oder andere Struktur. Alles in allem ein rustikales Unterfangen mit dezentem Abenteuergeschmack.
Als Einstiegsvariante für alle drei Touren bietet sich die Perfer et obdura VIII an, die rechts der Einstiegsverschneidung der J.S.L einer geneigten Rißspur auf einen Absatz folgt, dann über eine kurze Wandstelle auf das große Band führt, wo Ihr dann auswählen könnt, welcher Tour Ihr zum Umlenker folgen wollt. In der Perfer et odbura geht es gleich zu Beginn heftig zur Sache, eine spürbar boulderlastige Wandstelle will gemeistert werden und die Absicherung dieser Passage ist ebenfalls äußerst tricky.
Absicherungstechnisch überhaupt keine Probleme macht die Schicht im Schacht VII/VII+, eine Einstiegsvariante zur Glück Auf!, die rechts des Originaleinstieges durch eine abdrängende Verschneidung zum zweiten Haken der Glück Auf! führt – hier gibt es nichts zum Absichern, also Bouldermatte frei, die Crux der Variante befindet sich in akzeptabler Absprunghöhe.
Keine Neutour, aber eine beachtliche Leistung hat Otti nach fast einem halben Jahr Basaltabstinenz mit der 3. Begehung der CHICKAMAUGA an der Kranwand abgeliefert. Nicht nur die Tatsache der 3. Begehung ist beachtlich sondern auch der Fakt, dass Otti nur nach dürftigem Auschecken die doch etwas luftige Route im ersten Durchstiegsversuch gebracht hat ist durchaus bemerkenswert. Und so wie es aussieht dürfte auch bald die längst überfällige 2. Begehung des direkten Einstieges bald fällig sein.