Neue Topwege im Überfluss

Acht Monate sind ins Land gegangen und in den News sucht Ihr vergeblich nach Neutouren, die 2018 erschlossen wurden. Verständlich, dass Ihr Euch fragt woran das liegen könnte – gab es womöglich keine neuen Touren bis dato? Hat der Alex es dran gegeben über neue Routen zu informieren? Sind die neuen Wege so kläglich ausgefallen, dass es sich nicht lohnt dafür in die Tasten zu hauen? Die gute Nachricht zuerst – es gibt neue Wege im Gebiet, 20 an der Zahl, um genau zu sein, von denen leider drei nur für kurze Zeit zum mannigfaltigen Routenangebot beitragen konnten – also bleiben 17 Routen übrig. Darunter findet Ihr einige sehr lohnende Wege, andere gehören eher zu Kategorie klein und manchmal fein, bei denen der Routenname fast länger wie die Routenlänge ausfällt. Auch begründet sich meine Nachlässigkeit in Bezug auf die News darin, dass einige side shows mich vom Wesentlichen abgehalten haben. Es hat Dank des Mistwetters im ersten Quartal des Jahres Ewigkeiten gedauert, bis die ersten Routen in diesem Jahr erschlossen wurden, erst Ende März kleckerten die ersten Neurouten ein und da diese noch keine News füllen konnten, wollte ich erst einmal darauf warten, ob da noch mehr kommt. Da habe ich dann etwas zu lange gewartet, zwar wurde das Wetter besser und weitere neue Wege wurden peu a peu erschlossen, doch dann hielten mich das große Sommertheater und die DSGVO davon ab zur Sache zu kommen, die News musste ich mit anderen Infos füttern.

Aber jetzt kann ich aus dem Vollen schöpfen und gehe ohne Umschweife in medias res und präsentiere Euch die neuen Routen im Gebiet.

Zaghaft begann es im März in der Märchenwelt. Manuela Rotsch erschloss hier links vom Alten Riss 1 drei ultrakurze und leichte Rissklettereien, die so schnell geklettert werden können, wie man ihren Routennamen ausspricht. Von rechts nach links könnt Ihr hier in Breaking the Law IV, Money Talks IV und Monkey Talks V- back to back ein paar schnelle und gut abzusichernde Rissmeter machen und wenn Ihr noch die Alten Risse dort dranhängt, dann kommt Ihr in summa auf ein paar lohnende Felsmeter. Zum Ausklettern bietet sich dann der Reha Riss III- rechts vom Alten Riss 3 an, den Manu ein paar Wochen später erstbegangen hat.

Kurz darauf legte Alex Preis ordentlich mit der Helena VIII am Höllentor vor. Diese sehr gute Kantenkletterei verläuft knapp links vom Riss der Alten Spur, über den auch eingestiegen wird, aber vom Absatz nach dem Einstiegsriss geht es strack den Pfeiler empor. Ab und zu fummelt die rechte Hand im Riss der Alten Spur herum, macht aber nix, wer tapfer am Pfeiler bleibt und die Arme etwas anklappt, der bekommt knifflige Kantenkletterei präsentiert, die mit einer zackigen Passage zum Umlenker den onsight Versuch würzig gestalten kann.

Mit dieser Tour war nun Tür und Tor geöffnet für die hochwertigen Neuzugänge. Für die sorgte Andreas mit zwei Touren in Mordor, die er bereits vor einiger Zeit eingerichtet hatte und nun vom Projektstatus befreite. Rechts vom Wirren Grinsen bietet die EAER 76 VIII+ im unteren Teil schöne Wandkletterei und einen überraschend griffigen Überhang bis auf ein Band, dann kommt eine ordentlich derbe Wandkletterpassage vom Band weg, bei der ein Abflug in Kombination mit nachlässiger Sicherung durchaus unangenehm auf dem Band enden kann. Uffbasse also!!

Bestens abgesichert hingegen seine EAER 74 IX- rechts der Cool Running. Grandiose und höchst diffizile Wandkletterei wird im unteren Teil abgefordert, dann folgt entspanntes Steigen bis auf das Band unterhalb der Abschlusswand und hier geht es nochmals in Form bester Wandkletterei an kleinen Leisten zackig zur Sache. Ein langer und äußerst lohnender Weg für gehobene Ansprüche und ein heißer Kandidat für den Goldenen Weckhammer 2018.

Hendrik war inzwischen in der Schäferlay aktiv, drei schönen moderate Routen, die er im linken Teil der Schäferwand links von der Rohr Frei erschlossen hatte, war nur ein kurzes Leben beschieden. Alle drei kamen dem Steigrohr der Fam. Schäfer zu nahe und aus diesem Grund dürfen diese nicht mehr geklettert werden. Haltet Euch bitte daran, ein Trassierband sperrt dort den Wandfuß deutlich ab. Dafür hat seine Innerfire VII zwischen Fanmeile und Biest Bestand bis in alle Ewigkeit. Das ist auch gut so, denn diese Route bietet Meter für Meter allerbeste Kletterei bei allerbester Absicherung im allerbesten Fels. Ein unbedingtes MUSS für alle Basaltliebhaber und ideal für heiße Sommertage.

Erwähnenswert ist noch, dass Hendrik an der Schäferwand nicht nur geniale neue Wege erschlossen hat, vielmehr hat er dem ganzen Sektor einen facelift verpasst, viele Wege von Flechten und Moos befreit, Risse frei gelegt – den gesamten hochsommertauglichen Sektor wieder in einen bekletterbaren Zustand gebracht. In Absprache mit Peter Holy hat er dessen Routen von 2017 (Schäferrampe, Obermendiger Plattenkante, Schafott sowie die EV zum Regenbogen) mit soliden Bohrhaken versehen und dadurch aus den teilweise marginal abgesicherten Wegen ein paar grandiose Genusstouren für Alle gemacht. In meinen Augen eine clevere Entscheidung der beiden.

Ein weiterer Neuzugang an der Schäferwand ist Sebastian Memmels Furz VII rechts von Beischaf. Mit schöner Kanten- und Wandkletterei geht es bis unter eine abdrängende Wandstelle, die es in sich hat und welche die überraschend knifflige Crux ist. Viel Gespür für die Besonderheiten des Basalts ist hier für den onsight von Vorteil, den Ihr ob der perfekten Absicherung sorglos angehen könnt.

Jetzt zu Swens neuen Wegen in der Ettringer Lay. Am Schiffsbug wartet am ganz rechten Ende, rechts der Alle Angaben ohne Gewähr, mit Amok VIII eine typisch ultrakurze Swen W.- Kantenklatschernummer auf Euch, bei der die Risskante links off ist und die, sobald Eure Füße vom Boden abheben, das Pülslein nach oben treiben wird.

An der Kranwand kommen in der Koala VIII- ein paar mehr Klettermeter zusammen, was auch gut ist, denn diese famose Kantenkletterei links der Les Refractaires ist etwas vom Feinsten und wieder einmal hat Swen mit dieser Route sein gutes Auge für grandiose Kletterei auf der Kurz- und Mittelstrecke unter Beweis gestellt.

Ebenfalls an der Kranwand gammelte jahrelang ein Projekt von Thomas Wille dahin, um das sich keiner so recht gekümmert hat, selbst nachdem Thomas es frei gegeben hat. Jetzt hat Sven Hermann die fett längenabhängige Dachcrux der Tequila Sunrise IX- im Durchstieg absolviert. Wer kleiner als 180CM ist, der kann sich für die Crux eine eigene Bewertung ins Tourenbuch schreiben – so er es überhaupt bringt die rettenden Leisten oberhalb der Dachkante zu erhaschen.

Völlig ahnungslos bin ich Hinsicht auf den Erstbegeher und Routennamen einer kurzen Wandkletterei links der Miltebescher Aschebescher im Zeckenloch. Im Kurzen Wandl VII+ gilt es für ein paar Meter ein paar kratzige Leisten zu ziehen, selbstredend gilt der Block vor der Wand nicht als Einstiegshilfe und eine gewisse Reichweite ist in diesem beringten Boulder durchaus hilfreich. Sachdienliche Hinweise zu Routenname und Erstbegeher sind jederzeit willkommen.

Mit einer sehr schönen Ausstiegsvariante zur Gerierwally VI- ist Günter Werner wieder zurück im Geschäft, auf dessen Konto vor Äonen, in der Urzeit des Kletterns in der Ettringer Lay, die originale Geierwally ging. Für die Ausstiegsvariante geht es zunächst den genussvoll klemmenden unteren Teil der Geierwally bis auf das große Band in Wandmitte. Von hier leicht rechthaltend unter einen Riss, den Ihr bestens abgesichert bis zum Umlenker hinauf schwelgen könnt.

Jetzt noch zur Stage….Exit Left IX- in der Waterworld, die vom vierten Haken der Wassergeist leicht exponiert nach rechts quert und einer abdrängenden Bilderbuchverschneidung zum Umlenker folgt. Die Verschneidung bietet anhaltend anspruchsvolle Kletterei an teilweise mikroskopischen Leisten und deftige Bewegungsabfolgen reihen sich aneinander. Wer das Hessische Roulette kennt, der weiß von was ich spreche und wer das Hessische mag, der muss hier einsteigen. Eine Traumtour in mehrfacher Hinsicht, gewidmet einem lieben Freund und einer grandiosen Scheibe, die uns anno 2008 out west begleitet hat.

Abgeschlossen wird der Neutourenreigen von Alex Preis mit zwei prachtvollen Routen im Westkessel. Die 3 Musketiere IX-, die links der Steppenwolf brillante Kantenkletterei bietet, ist ein shooting star in Sachen Felsqualität und Qualität der Kletterbewegungen. Nach einem kräftigen Start kommen ab dem no hand rest unter dem zweiten Haken die Knackpunkte der Route. Gute Leisten, gute Seitgriffe und kleine Tritte müssen richtig sortiert und zielgenau angepeilt werden, eine herrliche onsight-Aufgabe in diesem Grad, die sich keiner entgehen lassen darf, in der Bewerber mit ordentlicher Spann- und Reichweite klar bevorteilt sind. Definitv 7 von 5 Sternen für diesen Prachtweg.

Die zweite im Bunde ist Teamwork VIII/VIII+, die knapp rechst der Badeanstalt einsteigt, ab dem dritten Haken kurz der Schuppe der Badeanstalt folgt, um dann direkt den Pfeiler anzugehen, der zum Absatz am fünften Haken der Badeanstalt leitet. Am Pfeiler dürfen die Backen aufgeblasen werden, überraschend kräftige Züge an der nicht immer griffigen Kante sind angesagt und für den Ausstieg auf den Absatz sollte noch etwas Sprit im Tank über sein. Dicke-Arme-Garantie gibt es unterwegs inklusive.

Bleibt das Wetter uns in den nächsten Wochen noch hold, und danach sieht es mittelfristig jedenfalls aus, dürfen wir uns über weitere Neuzugänge freuen, denn einige vielversprechende Projekte sollten bei den zu erwartenden angenehmeren Temperaturen wie das Herbstlaub fallen. Ich werde berichten, doch bis Ende Oktober ist newstechnisch erst einmal Sendepause, ich folge dem Ruf des Desert SW und sehe zu, dass ich dort den Sack zu mache, den ich dort vor fast genau 25 Jahren auf gemacht habe.

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.