Bevor ich zur festlichen Verleihung des hochsubjektiven Goldenen Weckhammers 2017 komme habe ich noch das Vergnügen die letzten Neuzugänge des Jahres zu verkünden. Diese sind nun auch schon gut einskommafünf Monate alt und entstanden knapp bevor die Gruben im Dauersiff des mildfeuchten deutschen Einheitswinters abgesoffen sind. Die zwei Routen von Peter Holy dürften damit fast wieder in ihrem patinaträchtigen Originalzustand sein, wer sich nach der Winterpause in die Wege reintraut, der sollte nicht ohne Ganzkörperkondom und einer willigen Putzkolonne anrücken – auch weil sich die beiden Wege in der lang feuchten nordseitig ausgerichteten Schäferwand und in dem dauerkimmigen Übergangsbereich von Schäferwand zum Kasparek-Theater befinden.
Dabei bietet die Schafott VII+ exzellente und anspruchsvolle Verschneidungskletterei, die gewagte Spreizarbeit und einiges an Bewegungsphantasie erfordert. Zwei vertrauenserweckende Normalhaken sichern die gröbsten Züge ab, das Licht am Ende des Tunnels kommt in Form einer Fixschlinge an der Eisenstange am Ende der Verschneidung. Ausgestiegen wird über die Obermendiger Plattenkante, die nochmals schöne Kletterei bietet und so ist ein feiner Weg mit rustikalem Ambiente entstanden, der bei Trockenheit durchaus zu gefallen weiß.
Die zweite im Bunde ist Peters EV zum Regenbogen VI. Rechts vom Regenbogen folgt diese Variante einem Riss entlang einer auffälligen Schuppe bis unterhalb eines Bäumchens und einer Erde spendenden Rinne. Hier geht es nach links in den Regenbogen und zu deren Umlenker. Die Route lässt sich mit ein paar mittleren Cams bestens absichern und mit ihr spart man sich die kniffligeren Züge im unteren Teil des Originalweges.
Die letzte Neutour des Jahres stammt von Andreas. Seine EAER 91 VI+ führt vom ersten Haken des Sonnengotts leicht linkshaltend in eine Verschneidung, dann geht es gerade durch eine gestufte Wand zum auffälligen inverted V-slot im oberen Wandteil und diesen am letzten Haken der Protuberanz vorbei zu deren Umlenker. Knackig sind die letzten Meter, aber nur wenn man strack durch die Wand zieht und nicht nach links in die Verschneidung der 19-Nor-4-Androsten-3,17-dion auskneift. Etwas reingequetscht das Teil, aber schöne Kletterei ist es allemal, da tut es nicht weh, wenn Ihr mal die Arme und Beine einklappt.
Thats it for 2017, ganze 39 Routen tragen diesen Jahresstempel und bei dieser überschaubaren Anzahl ist es für mich ein Leichtes die Toptour des Jahres auszuwählen. Bei den meisten neuen Wegen handelt es sich um kurze Resterschließungen der 3. Phase, viele davon wären bei geeigneter Landepiste veritable highballs oder es sind Kombis von bestehenden Routen. Darunter gibt es durchaus geniale Teile, so zB Swens Wege am Schiffsbug oder Alex Preis´ Electrica Salsa in Mordor. Aber alle Wege werden von Andreas EAER 86 in Sachen Länge, Qualität und Eigenständigkeit geschlagen. Zwar steigt Ihr hier auch die Handcuffed Lightning aus, aber der Bär steppt hier in der Verschneidung im unteren Teil der Route und die Cruxpassage ist ein Markenzeichen für die Tour. Ganz klar der Goldene Weckhammer 2017 geht einstimmig an Andreas. Und hätte es die EAER 86 nicht gegeben, dann hätte er sie für die EAER 89 oder EAER 90 bekommen – zwei hochqualitative Kombis und hackschwere Kletterei hoch über dem Lago die Mordor, die beide ihr Grande Finale in der neuerschlossenen Wandkletterei links der Ausstiegsverschneidung der Handcuffed Lightning haben. Schon die 20 oder 25 hochkarätigen Züge (je nachdem wie Ihr es durchnagelt) in dieser Wand lassen keine Wünsche offen.
Aber nicht nur im high end Bereich gab es lohnende neue Wege, die uns schöne Erinnerungen an 2017 bieten. Hendriks instant classics im linken Teil der Dreikönigswand gehören ebenfalls dazu. Prächtige Genusskletterei, bestens abgesichert, super Fels – die Eifelpot, Haus der Schwerkraft und The return oft he Space Cowboy zeigen exemplarisch, was der Basalt an Genuss kann, so man das Auge für die Linie hat und anderen was Gutes tut, indem man stundenlang die versteckten Gemmen unter Staub und Schutt hervorholt. Hendrik has done it – BIG THANKS.
Und dass der Swen es kann steht auch außer Frage, spezialisiert auf die kurzen explosiven Stücke Fels, die beim ersten Anschauen Fragezeichen über dem Kopf auftauchen lassen, beim Klettern dann einem das Herz schon nach drei Zügen bis zum Hals schlagen lassen, am Umlenker vier Züge weiter ein Sauerstoffzelt ganz nett wäre. Davon hat er dieses Jahr einige abgeliefert – tolle Dinger. Aber mit der Ende der Nacht an der Dürener Wand hat er sich hinauf in schwindelnde Höhen getraut und herausgekommen ist ein Prachtexemplar für eine Kantenkletterei im Basalt. Da ist es völlig wurscht, dass die Route ein ganz klein wenig definiert ist – durch die DEF gewinnt sie noch an Klasse, da lasse ich mir ein DEF gefallen.
Und wenn wir schon bei Prachtkanten sind, dann darf ich nicht Wolfgangs Flamingo Royal an der Kiefernadel vergessen. Die schlägt in die gleiche Kerbe und ist auf Augenhöhe mit Swens Prachtstück – also die Kante s.o.
Das war er nun, mein kleiner Rundgang durch die Basaltgruben für das ausgehende Jahr. Für 2018 ist bereits vorgesorgt. Insbesondere Swen und Andreas haben ein paar heiße Eisen im Feuer, die Basalt at its best versprechen. Nach wie vor harren ein paar Uraltprojekte auf ihre Begehung, die ebenfalls hochkarätige Kletterei versprechen, manche davon haben schon locker 15 Jahre im Projektstatus auf dem Buckel und ich glaube, diese schleppen wir auch durch 2018 hindurch – so als erzieherische Maßnahme. Egal, mit Swens und Andreas Teilen gehen uns die Highlights auch 2018 nicht aus.
Jetzt bleibt mir nur noch Euch allen einen guten Rutsch in ein glückliches und gesundes 2018 zu wünschen. Macht große Pläne, zieht sie durch und bleibt dran, wenn es mal nicht rund läuft, baut kein Mist and always stay safe. Good bye 2017, it was a good one.