Unbeeindruckt von den langsam immer mieser werdenden Bedingungen in den Grotten, glückte Andreas an einem der wenigen Tage, an denen die Ausstiegsgriffe seiner Time of the Gipsys X- leidlich griffig waren, der Durchstieg dieser total abgedrehten Kletterei im linken Teil der Grotte. Im Vergleich zu den anderen Touren durch das Grottendach sind in der Time of the Gypsis die wenigsten Dachmeter zurückzulegen, doch das wird dadurch egalisiert, dass in der Tour völlig schräge Klettermanöver notwenig sind, um sich durch das bogenförmige Dach zu ziehen, inklusive einer kompletten Pirouette an im Dach geschulterten Untergriffen, damit man sich mit den Füßen voran im Ausstieg der EAER 17 etablieren kann. Die Route gehört damit, wie schon seine Krieg ich Gerne rechts davon, zu den ganz fetten Krachern in den Grotten. Auch für die Time of the Gipsys konnte ich keinen BV von Andreas erfahren, aber wie es aussieht werde ich auch hier nicht so arg daneben liegen und weitere Begehungen, wie bei der Krieg ich Gerne, werden dann die stellen hinter dem Komma bringen.
So konnte Markus Jung die zweite Begehung der Krieg ich Gerne verbuchen, Daniel glückte dann kurz darauf die dritte Begehung und beide sind der Meinung, dass für die Route die Bewertung X-/X durchaus nicht untertrieben ist.
Im Bierkeller hat Olov Isaksson seine allererste Neutour im Basalt hinterlassen und dazu gleich so richtig in die Trickkiste gegriffen. Durch die feine Rißspur links der Doom nagelte er sich mit ein paar sehr mäßigen LAs und KBs, die er mit ein paar bodyweightverdächtigen Aliens und offsets aufgemotzt hat, zu den ollen Bohrhaken, die seit Anbeginn der Tage der Kletterei in den Grotten den zentralen Wulst des Bierkellers zieren (inklusive ein paar geschlagener Griffen bei den Bohrhaken). An den Bohrhaken geht es dann nach links in den Kings Crack und diesen kletterte er mittels ein paar freien Zügen und mit hook-Einsatz zum Umlenker. Seine Tool Time in Ettringen A2+ hat die Hauptschwierigkeiten in dem nicht besonders abgesicherten Einstiegsriss, wenn hier was schief geht, dann kann ein Abflug ohne Probleme auf den Bändern am Einstieg enden.
Inzwischen hat Olov jedoch fünf solide Bohrhaken im Einstiegsriss gesetzt, da er vor hat, die Route mit Eisgeräten im drytooling zu klettern. Somit kann nun ganz ohne Nervenzusammenbruch die Technotour mit den Bohrhaken geklettert werden, dann wird es nur noch mal knifflig bei den hookmoves und freien Zügen im Ausstieg, so um die C1 oder Ihr aided den Einstiegsriss und klinkt die bolts nur zur Sicherung, sozusagen A2+ mit Verhüterli und natürlich könne die bolts auch ausgelassen werden.
Diese Auswahlmöglichkeiten gibt es in Alex Kratochwillas Girls Club A3 rechts vom Strand in Mordor nicht. Alex hat hier eine weitere reichlich derbe Technolinie erstbegangen, die insbesondere in der zweiten Hälfte eine gute Portion Kaltblütigkeit erfordert, denn hier wird der Riss, der weiter unten noch leidlich kleine Cams und offsets nimmt, so dünn, dass der Hammer ausgepackt werden muss, um ein paar KBs in die Rißspur zu treiben. Unterwegs ist ihm aufgefallen, dass ein paar Bohrlöcher in der Wand TriCams aufnehmen würden, das wären dann vergleichsweise solidere Sicherungen als die KBs, aber Alex war ohne die Teile unterwegs und lies sich nicht aus der Ruhe bringen. Girls Club gehört mit dem Wirren Grinsen und der Geflügelfrikadelle zu den derberen Technolinien im Gebiet, in denen freiklettertechnisch kaum was auszurichten ist. Well done.
Seinen technisch erstbegangenen Gelben Falter im Schwarzen Zirkel hat Alex inzwischen frei geklettert. Dazu hat er die prekäre Absicherungssituation in der Verschneidung unter dem Dach mit zwei Bohrhaken entschärft, aber nach wie vor solltet Ihr ein paar kleiner Cams mit dabei haben. Frei geklettert bietet die Route gefinkelte Verschneidungskletterei im VIII. Grad, gewürzt mit einem luftigen Ausstieg durch ein kleines Rissdach.
Rechts davon gelang Alex mit Zirkel Ahoi VI- noch eine moderate und bestens zu sichernde Verschneidungskletterei, die als Auftakt für weitere neue Linien gewertet werden kann, welche die beiden Sebastians dort in der Mache haben.
Etwas Neues gibt es auch an der Großen Wand, extra für die nun kommenden kalten Wintertage, damit wir dort nicht immer die selben Wege klettern müssen, erkühnte ich mich die Kante links der Supernova zu klettern. Herausgekommen ist das Lichtecho VIII/VIII+, das über dem ersten und einzigen Haken knifflige Kantenkletterei bietet und bis zum ersten Haken etwas heikel daherkommt, da das Absprunggelände unter aller Sau ist, es macht Sinn den Block am Einstieg mit einem pad zu entschärfen. Ausgestiegen wird die Route dann über die Zampano.
In den letzten news habe ich versprochen, dass ich Euch auf dem Laufenden halte sobald es etwas Neues über die Sperrung des Bereichs Vergessner Pfeiler zu berichten gibt. Dort hat sich etwas getan, denn inzwischen ist noch eine Absperrung an der Zuwegung in die Grube aufgetaucht. Über den Pfad wurde ein Drahtkabel gezogen, dieses wurde leidlich mit ein paar Schleifen Trassierband kenntlich gemacht und daran baumelt ein gelbes Schild, das bergpolizeilich das Betreten des Steinbruches verbietet. Na hoffentlich wetzen demnächst dort in der Dämmerung keine Rehe entlang, denn die haben wenig Sinn für ein bisschen Flatterband sowie gelbe Verbotsschilder und insbesondere nicht für straff gespannte Drahtkabel auf Halshöhe. Naja, so kann man sich vielleicht die Kletterer vom Leibe halten und sich gleichzeitig den Sonntagsbraten sichern. Ansonsten hat sich meines Wissens nichts was der Erwähnung wert wäre in dieser Angelegenheit getan und mir bleibt noch Euch eine schöne Adventszeit zu wünschen.