[UPDATE 05.06.07]
Für alle, die es intessiert oder auch nicht….
Vorab bin jetzt seit zwei Wochen wieder arbeiten [und es macht Spaß, endlich wieder was sinnvolles tun 😉 ] und war auch schon wieder joggen. In zwei Wochen werde ich wahrscheinlich wieder mit lockerem Klettern anfangen [aber bestimmt nicht im Dornental…]
Da es scheinbar vorallen in der Kölner Klettergilde über meinen Kletterunfall und mich x verschiedene Versionen gibt, möchte ich hier kurz Klarheit schaffen.
Kurz zu mir:
Ich kletter jetzt seit über sechs Jahren [sehr viel drausen und oft in den Alpen für Kölner Verhältnisse] und bin zum Zeitpunkt des Unfalls sicher im siebten Grad unterwegs gewesen [auch wenn`s zu Studienzeiten mal mehr war… Mist Arbeitsleben 🙁 ] Und behaupte von mir, dass ich weiß, was ich da beim Klettern tue.
Zum Unfall:
Nachdem Ralf und ich jeweils den Basaltschatz vorgestiegen sind, habe ich mich an Ayurvedische Prinzessin mit dem verherrenden Ergebnis versucht. Der Vorstieg war soweit okay und ich war an der/meiner? Schlüsselstelle kurz unterhalb des Umlenkers angekommen [der Zug auf den Absatz].
Da ich die Direktvariante ausprobieren wollte [also mehr zentral über die Platte ohne den Riss links] und ich mir nicht ganz sicher war, habe ich in den Querriss hinten auf dem Absatz [an den -ehemaligen- quervelaufenden Untergriffen] einen Friend gelegt und den ich, nach einem vergeblichen Versuch über die Kante zu klettern, vorsichtig belastet habe. [Meine Vorstiegsmoral war an dem Tag nicht so stark und Ralf, ich und ein weiterer Kletterpartner hatten schon einmal dort einen Friend gelegt und belastet. Ohne Folgen] Ich bin NICHT, wie in einigen Erzählungen, in den Friend gestürzt. Auch KEIN Hakenausbruch! Aber das vorsichtige Reinsetzen ins Seil und damit in den Friend hat gereicht, um den Block zu lösen und zum Fallen zu bringen. Mir war auch nicht klar und auch nicht ersichtlich(!), dass es sich um einen losen Klotz handelte, für mich sah der Querriss, wie ein ganz “normaler” Querriss in festem Fels, aus.
Dann erinnere ich mich nur noch an das Geräusch des fallenden Blocks und dass ich einen Moment später horizontal im Seil/Gurt hing und der Fels und mein Kletterpartner Ralf unter mir voller Blut waren. [durch eine Platzwunde am Kopf. Ab hier war ich wieder voll bei Bewußtsein…]
Ich hatte tierisches Glück, dadurch das der Klotz sich löste [welcher auf dem Absatz lag und in dessen Spalte ich den Friend gelegt hatte], ist mein Friend rausgekracht und ich hatte einen kleinen Sturz von 1-2m(?). Dadurch war ich unter der Kante des Absatzes von dem der Block herrunterfiel. Der Block bekam durch die Kante des Absatzes eine Bewegungsrichtung weg von der Wand. Aber der Klotz [so meinen wir, Ralf und ich] muss mich schon noch erwischt haben, denn Ralf hat es sehr stark angelupft [auf 2-3 m Höhe], welches durch den Ministurz [verursacht durch den Friend-Ausbruch] nicht zu erklären ist. Ferner sprechen meine Verletzungen für den Kontakt mit dem Block.
Der Rest ist mit wenigen Worten gesagt: Vorsichtiges Ablassen durch Ralf, Erstversorgung, Benachrichtigung Rettungsdienst, RTW + Notarzt vor Ort, Bergung durch Feuerwehr per Drehleiter und Bergungstrage (Kran-ähnlich), Abtransport durch RTH [Zum Glück, da sehr fähiger Notarzt, der mich dann abgeschossen und intubiert hat – Gute Nacht… Bis dahin war ich die ganze Zeit bei Bewußtsein und habe alles mitbekommen. Hatte aber relativ wenig Schmerzen], Einlieferung ins BWZK Koblenz. Dort haben Sie mich erst einmal auf Intensiv beobachtet [angeblich, ich weiß nix mehr davon…] und dann abends operiert. [Der Rest siehe unten …]
Ich hoffe ich habe jetzt Klarheit geschaffen.
An dieser Stelle möchte ich allen Beteiligten noch mal danken…
Herzlichen Dank vorallen an Ralf, allen weiteren anwesenden Kletterern, allen sehr engagierten und witzigen Rettungskräften, dem jeweils super Heli- und Krankenhaus-Team! Und an alle lieben (Kletter-)Freunde, die mich nach dem Unfall aufgefangen und aufgebaut haben!
Eins noch: Einige Kölner-Kletterer meinten, dass ich sehr cool mit dem Thema umgehen würde. Ich glaube, das liegt daran, dass ich erstes viel Zeit zum Verarbeiten im Krankenhaus hatte [und es ging mir am Anfang echt Scheisse, ich wollte keine Kletterer als Besucher sehen oder mit ihnen telefonieren] und zweitens war ich mir immer darüber bewusst, dass ich mich beim Klettern [vor allen in den Alpen – mir sind schon genug Steine mit Pfeifen am Helm vorbei geflogen – und beim Eisklettern im Winter] schwer oder tödlich verletzen kann. [Und vielleicht auch, weil ich mal im Rettungsdienst tätig war und die andere Seite als “Retter” gut kenne…]
Jetzt aber genug BlaBla produziert…
Schöne unfallfreie Klettertage und bis demnächst am Fels… 🙂
Tim
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[ORGINAL 30.04.07]
Hallo Alex,
ich wollte nur mal kurz mitteilen, dass die Ärzte mich heute auf dem Bundeswehrzentralkrankenhaus entlassen haben und es mir für diese Verletzungen (Dünndarmdurchriss, 3-fachen Rippenbruch, Lugenquetschung, Gehirnerschütterung und einer Platzwund am Kopf) sehr gut geht. Die Ärzte meinten, es sei ein Wunder, wie schnell ich wieder auf die Beine komme. Leider werde ich noch drei weitere Wochen krankgeschrieben bleiben 🙁 Sport inkl. Klettern/Bouldern ist wohl nicht vor Juni drin. Folgeschäden, aus einer sehr großen Narbe, werde ich wahrscheinlich nicht davon tragen.
Um Gerüchten vorzubeugen, möchte ich hier klar stellen, dass mein Sicherungspartner Ralf im meinen Augen Alles – und wirklich Alles – richtig gemacht hat und wir beide riesiges Glück gehabt haben. Dieser Steinsturz hätte locker für einen oder uns beide tödlich ausgehen können oder mit Querschnittslähmung. Daher Glück im Unglück.
Es kam auch zu keinem Hackenausbruch.
Uns war die Route bekannt und wir haben sie nicht das erste Mal vorgestiegen.
Über den genauen Hergang und warum der Brocken herunter fiel, werde ich/wir später noch etwas schreiben, wenn ich mir bzw. Ralf und ich uns darüber im Klaren sind.
ACHTUNG ROUTE “Rosenstolz” im Dornental:
Meiner Meinung nach kann es zu einen sehr ähnlichen Unfall in der Route “Rosenstolz” kommen.
Dort gibt es im mittleren Teil links des Routen-Verlaufs einen schönen Riss. Dieser besteht aber aus zwei (wesentlich größeren als bei unserem Unfall) Klötzen, die lose auf einander stehen. Sehr schön sieht man diese Tatsachen, wenn man das bis auf den Umlenken hackenfreie Projekt links von “Rosenstolz” klettert. Das diese riesen Klötze nicht fest bzw. sicher stehen, sieht man an den neuen (!) feinen Absprengungen am Fuss des unteren Klotzes. Ich möchte mir gerade nicht vorstellen, wenn jemand versucht die Route clean zu klettern und links immer Friends und Keile legt und dann diese Sicherungspunkt belastet und die Klötze dann “wegsprengt” ….
Soweit meine erste Sicht als Verunfallter
Ich wünsche Euch allen schöne und unfallfreie Klettertage
Tim