Hendrik hat es sich endlich selbst gemacht, knapp drei Jahre lang holte er sich bei seinen Anläufen im Riss links der Mjölnir in der Finsterlay eine Abfuhr nach der anderen und zusätzlich noch ein paar Hautläsionen allerfeinster couleur. Kein Wunder, denn mit seinen durchgehend 7inch gehört Machs Dir Selbst VII+ zu den ganz unangenehmen Rissbreiten, bei denen Knieklemmer, chickenwings, scheren und andere Spezialitäten des off widths in freier Kombination eingesetzt werden dürfen, obwohl die Haken der Mjölnir geklinkt werden können, ist ein C6er über dem 4. Haken durchaus zu empfehlen, denn ein Sturz aus dem Beginn des Schachtes endet sonst unsanft auf einem kantigen Band – kein Spaß, aber eine Tour mit Charakter, die sicherlich eine Erfahrung wert ist.
Als Ausgleich zu diesem Schleifer hat Hendrik an der Kiefernadel zwischen Supercrack und Albatros eine tolle Wandkletterei erschlossen, die bestens abgesichert in direkter Linie zum Ausstiegsriss des Supercracks führt. So ist mit der Pelikan VII eine weitere großzügige und empfehlenswerte Linie an der Kiefernadel entstanden, die ich nur jedem ans Herz legen kann.
Eine weitere Altlast konnte Hendrik noch in der Toms Lay entsorgen. Mit Back on the Front VIII glückte ihm das kernige Käntchen rechts der Tom Bombadil, das am ersten Haken seine Zähne zeigt und auf dem luftigen Weg zu ihm solltet Ihr schon mal kühles Blut bewahren.
Im Kühlschrank hat Andreas sein drittes Projekt im Sektor Altmeisterschreck vollendet. Rechts vom Sparschwein hat er einen senkrechten Pfeiler gut beringt, der sich in gerade Linie im 7. Grad erklimmen lässt. An der crux müsst Ihr nur die Ellenbogen anlegen, damit Ihr in der vorgezeichneten Linie der Haken bleibt und nicht nach links ins Sparschwein ausbüchst, was die Route etwas leichter macht.
Im Lonnenloch glückte Robert an der Dreikönigswand einer weitere ausnehmend schöne und ellenlange Route links seiner Mr. Nice. Wie diese ist Im Osten nichts Neues VII+ aller bestens abgesichert, steigt gemeinsam mit der Mr. Nice ein, vom Band geht es dann aber nach links und mitten durch die abdrängende Wand hindurch strack zum Umlenker hoch. Wandkletterei vom Feinsten an Leisten und Rißspuren wird geboten, die crux ist nicht unbedingt auf den ersten Blick zu entschlüsseln, aber die unterschiedlichen möglichen Bewegungsabfolgen sind alle in einer Schwierigkeitsliga angesiedelt. Eine MUSS-Tour.
Nachdem Sebastian seine Baustelle im rechten Teil der Music Hall geschlossen hat, verlegte er seine Aktivitäten an den kurzen Wandteil, der die Music Hall links abschließt.
Dabei entstanden YAST2 VI-, eine kurzer Fingerriss rechts vom Adi-Schröder-Gedenkweg, der mit ein paar Cams perfekt selbst zu sichern ist und im mittleren Teil des Wändchens zwei kurze Technotouren, die sich entlang zwei parallel verlaufender Rißspuren zum Umlenker (noch im Bau) basteln.
Dr. ASF C1+ bastelt sich mit windigen hookmoves und kleinen offsets die linke Rißspur hinauf, TFA C1 (Techno für Anfänger) nimmt die rechte der beiden Rißspuren und das gleiche gear, dass aber dort etwas solider liegt und einen Abgang halten könnte.
Und wenn wir schon in der Technokiste des Gebietes kramen, dann darf auch diese Info nicht fehlen. Schon im vergangenen Jahr glückte Alex Kratochwilla die zweite Begehung der Geflügelfrikadelle an der Dürener Wand im roped solo, dass er dabei die ersten zwei Haken der Olympia mitbenutzte fällt nicht ins Gewicht, denn die A3 placements kommen weiter oben, da würden die Haken der Olympia im Falle eines Falles nicht mehr helfen und auch seine on sights einiger deftiger Risslinien im Gebiet (Circus Maximus, Flirtin with Disaster, Le Mitard uvm.) lassen aufhorchen. Wackere Leistungen in aller Stille.
Ebenfalls wacker die zweite Begehung der Selbsterfüllenden Prophezeiung durch Daniel Jung im zweiten Versuch. Er empfand die Route leichter, als die Bewertung Saschas erwarten lässt und sein BV pendelt sich auf IX+/X- ein, wobei perfekt kühle Bedingungen nach wie vor für den Durchstieg eine wichtige Voraussetzung sind. Grund für seinen BV ist eine komplett andere Abfolge an der crux, im Vergleich zu der, die Sascha gewählt hat. Diese Abfolge haben auch schon Marc und ich in Abwandlungen in der Mache, in meinen Augen kommt X- für das Teil hin, mal sehen was Marc auswirft und dann machen wir einen Strich drunter, addieren und dividieren, das Ergebnis wird bekannt gegeben.
Zu guter Letzt unschöne Nachrichten in Bezug auf die Sperrung von Mordor. Die Struktur und Genehmigungsdirektion Nord (Nachfolgeorganisation der Bezirksregierung) hat die Sperrung des Sektors ohne Begründungen anzugeben auf den 15.08.2008 verlängert. Obwohl der DAV Koblenz sich in den letzen Monaten intensiv um diese Angelegenheit gekümmert hat, sah es die Behörde nicht für notwendig ihn im Vorfeld über diesen Schritt zu informieren. Auch muss ich inzwischen die von mir als positiv empfundenen Signale aus dem Munde der lokalen und überegionalen Politik anlässlich eines Ortstermins Ende Mai als reine Lippenbekenntnisse von Politikern auf Stimmenfang interpretieren.
Alles in allem eine Situation, die mir nicht besonders gefällt, kenne ich sie doch nur zu gut aus anderen (ehemaligen) Klettergebieten, aber nach wie vor bleibt uns nur die weitere Entwicklung zu beobachten, um dann, in Abhängigkeit von dem weiteren Verlauf, geeignete autonome Schritte zu unternehmen.