Zunächst sah es nicht danach aus, dass ich, trotz des phänomenalen Herbstwetters mit seinen außergewöhnlichen Bedingungen, von neuen Routen berichten kann. Keiner schien sich um seine Projekte zu kümmern. Alle machten lieber Klettermeter in den bestehenden Routen und gingen auf Nummer sicher, damit sich keiner vorwerfen muss, dass das ausgesprochen gute Wetter in irgendwelchen Projekten vergeudet wurde.
Doch dann kamen sie noch, die Neutouren, Schlag auf Schlag, heimgefahren bevor, obwohl es noch nicht danach aussieht, das nasskalte Winterwetter über die Sektoren herfällt.
Peter May hat im Sektor Affenfels zwei weitere Genussklettereien erstbegangen, mit denen die Lücke zwischen, die noch zwischen Open Air und dem Hierophant klaffte, nun endgültig geschlossen wurde.
Gleich links vom Hierophant könnt Ihr seine Stairway to Heaven VI+ hinaufsteigen. Die ersten Stufen der Himmelsleiter sind jedoch recht beschwerlich, ein paar knifflige Züge direkt die Kante hoch sind schon die Crux der Route, die dann im oberen Teil mit großgriffiger Wandkletterei ihrem Namen alle Ehre macht. Wem die Züge an der Einstiegskante zu heftig sind, der kann aus der Verschneidung von rechts kommend die Kante an klettern, damit reduziert sich die Schwierigkeit der Route auf den soliden V. Grad.
Steigt Ihr diese Verschneidung weiter bis auf die Höhe des ersten Hakens der Open Air und quert dort nach links, dann seid Ihr auf der Highway to Hell VI unterwegs, die genau mit dieser Querung mit ein paar kleinen Leisten, die gehalten werden wollen, ihre Zähne zeigt. Nach dieser Querung folgt dann üppig griffiges Gelände in einer kaminartigen Verschneidung bis zum Umlenker.
Ein paar Meter weiter rechts im gleichen Sektor hat Peter Retterath die Stufe 3 in einen genusskletterfähigen Zustand überführt. Die könnt Ihr nun in gerader Linie aussteigen und müsst nicht mehr nach links in die Whiskey in the Jar ausbüchsen und die Crux in der Einstiegsverschneidung ist nun ebenfalls mit einem soliden Haken versehen, sodass Ihr Euch dort nicht mehr mit irgendwelchen windigen off sets abgeben müsst. Bevor jetzt die Ethikkommission Amok läuft, die Absicherung der Route mit Bohrhaken bekam von mir two thumbs up.
Großkalibrig in Sachen Schwierigkeit kommt Swens Abschwitzpause IX+/X- in der Ersten Grotte daher, eine weitere Kombiroute, die auf ihrem Weg so ziemlich alles mitnimmt was die EAER 28, Erste Sahne, Physical Graffiti und Diablo zu bieten hat, deren Cruxpassagen in dieser Reihenfolge geklettert werden müssen und die der Physical Graffiti zu allem Überfluss auch noch in Gegenrichtung, damit Ihr dann völlig endgeplättet über die Crux der Diablo aussteigen könnt. Harter Tobak, nicht nur klettertechnisch sondern auch orientierungstechnisch.
An der Dürener Wand konnte Swen mit Narumol VIII+ ein weiteres seiner Projekte knacken, welches strack durch die abdrängende Wand zwischen den Einstiegen von Flying Circus und Circus Maximus auf das Band unterhalb des Ausstiegsrisses der Circus Maximus hochzieht. Von hier geht es in leichter Kletterei rechts haltend durch eine Verschneidung zum Umlenker weiter.
Knackpunkt der Narumol ist die abdrängende Wandkletterei bis zum dritten Haken. Swen hat diese links der Haken mit einer schultermordenden Passage an Seitgriffen geklettert, mir glückte eine Begehung direkt durch die abdrängende Wand mit Hilfe einer körperspannungsintensiven Einzelstelle an einem reichlich schmerzhaften Fingerloch, was nur unerheblich schwieriger als Swens Lösungsmöglichkeit ist. Danach kommt nochmals eine windige Passage bis zum Band und von hier könnt Ihr problemlos den Flying Circus oder die Circus Maximus aussteigen, sollte Euch der Originalausstieg der Narumol zu leicht sein.
Last but hopefully not least für dieses Jahr das Stellwerk 14 VI von mir. Eine rustikale Risslinie, die am tiefsten Punkt des Bunkers rechts der Eiszeit startet, mit einer keimigen Verschneidung beginnt und zum Abschluss mit einem kurzen, dafür feuchten off width brilliert. Ein MUSS für alle, die den Verfall der Sitten im Gebiet auf Grund eingebohrter Risslinien beklagen, hier könnt Ihr vom kleinsten C3 bis zum C5 alles einsetzen und als überlebensgrosse Wischmopps den off width feudeln.