Mordor revisted

Die riesigen Blöcke am Wandfuß der Sektoren Pumgun, Vide Cor Meum sowie Tolkien sprechen eine eindeutige Sprache, hier liegen momentan die Schwerpunkte der Erschließungs- und Abbrucharbeiten im Gebiet. Dabei mussten einige bestehende Linien ordentlich Federn lassen, so z.B. die Eldorado, da Andreas in deren Einstiegsbereich einige große und absturzwillige Pfeiler zum Wandfuß geschickt hat. In der ersten Seillänge des Strands hat er ebenfalls mächtig aufgeräumt, hier kam ihm die große Schuppe unterhalb des Standes completement entgegen – an diesem Teil haben wir uns immer schön hinauf gezogen, als es noch da war. Jetzt ist ein off width daraus geworden – auch ganz schön. Im Sektor Vide Cor Meum haben die Routen Mümmelmann und Hasenherz etwas gelitten, dabei ist der Mümmelmann der erste Haken abhanden gekommen und die Route startet nun etwas ruppiger, als das noch vor ein paar Wochen nach ihrer Erstbegehung der Fall war, die Hasenherz hat im unteren Bereich zwei zusätzliche Haken bekommen, da die griffige Schuppe im Einstiegsbereich ordentlich Federn lassen musste. Gleiches gilt für den Sommerkönig im Sektor Tolkien, hier kamen im mittleren Teil einige Klamotten raus, damit wurde die Route etwas kniffliger und Hendrik hat sich entschieden an der Crux ebenfalls einen weiteren Haken fürs entspanntere Klettervergnügen zu setzen. Zu guter Letzt wurden die Blöcke auf dem Band am Ende der Ausstiegsverschneidung der Hellraiser zu Tale geschickt und damit gestaltet sich der Ausstieg zum Umlenker spürbar spannender aber sicherer.

Neben den fliegenden Blöcken war die begleitende Feinstaubproduktion ein großes Thema und diese hat mir bei meinen Arbeiten an der Girls Club viel Freude bereitet, da jede kleinste Unebenheit in der Linie immer wieder fein eingepudert war und ich vor meinen Freikletterversuchen damit immer in der Pflicht war akribisch für Sauberkeit zu sorgen. Die Girls Club wurde 2008 von Alex Kratochwilla technisch erstbegangen und gehört seitdem zu den wenigen richtig knackigen Technotouren im Gebiet, ein ausgewachsenes A3-Spektakel, das im unteren Teil noch leidlich brauchbare Sicherungen in einer feinen Rißspur bietet, im oberen Wandteil dann vollen beak und blade Einsatz in einer krümeligen Rißspur bietet, um dann weiter an unsicheren placements dem Umlenker entgegen zu steuern. So richtig sturztaugleich waren die Sicherungen im oberen Teil nicht, wer hier abgeht hatte gute Chancen am Wandfuß zu enden. Das spürte ich bei der 2. Technobegehung (oder die dritte, da ich vermute, dass Olov Isaksson noch vor mir sich da hoch genagelt hat) und auch ein weiterer Aspirant machte wohl diese Erfahrung, da im vorletzten Jahr am Beginn des A3-Risses ein chicken-bolt auftauchte. So der Stand der Girls Club bis 2014. Ende Mai begann ich damit die freie Begehbarkeit der Route auszuloten, erkannte recht flott, dass sie grandiose Wandkletterei mit zwei knackigen Passagen im mittleren Teil und unterhalb des Umlenkers in petto hatte, die Absicherung auf den ersten Metern ganz ok ist, dann aber stark zu wünschen übrig lässt und diese zu allem Überfluss aus der Kletterstellung recht kompliziert zu platzieren ist. Den chicken bolt entfernte ich und ersetzte ihn (in Absprache mit Alex Kratochwilla) durch einen soliden Klebehaken, dann musste ich nur noch auf annehmbare Temperaturen und einen slot in der Feinstaubproduktion warten. Anfang Juli passte es dann und mir glückte die freie Begehung dieser tollen Wandkletterei, die nicht nur wegen dem allenthalben anwesenden Feinstaub einen trockenen Gaumen macht. Frei Geklettert liegt die Girls Club bei VIII+, dabei sind empfindliche Abstriche bei der Absicherung in Kauf zu nehmen und auch technisch geklettert bleibt die Tour ein Leckerbissen.

Ein erstes Ergebnis von Andreas Tiefenreinigung in diesem Sektor ist die Statische Variationen, die rechts der Eldorado durch das auffällige, mit zwei Dächern bewehrte, Verschneidungssystem direkt zum Beginn der Ausstiegsverschneidung der Eldorado führt. Die klettertechnische Crux dieser üppigen Linie ist die gut abgesicherte Ausstiegsverschneidung der Eldorado im VIII. Grad, aber in der unteren Verschneidungsfolge lauert eine knackige Passage im oberen VII. Grad und absicherungstechnisch kommt Ihr hier ebenfalls voll auf Eure Kosten. Dies insbesondere auf den letzten Metern bis zur Ausstiegsverschneidung der Eldorado. Die mehlige Auflage in der Statische Variationen tut dann noch ihr Übriges für ein Erlebnis der besonderen Art in Sachen strammer Verschneidungs- und Absicherungsarbeit.

Eine weitere ganz eigenwillige Route aus dem Hause Eisenhauer ist die Querdenker VIII- (den Routennamen habe ich vergeben, das Teil hat ihn redlich verdient). Zur Orientierung und für die Eingabe in euer Navi zitiere ich hier einfach wörtlich die Wegbeschreibung aus der DB, damit Ihr bei der luftigen Querung des Sektors Pumpgun nicht die Orientierung verliert: „Knapp rechts vom Einstieg der Glühfinger Verschneidung zu deren 2. Haken, von hier links queren und zum 1. Haken der Pumpgun, diese bis zum 3. H, dann links zum 1. Haken Girls Club, von hier links queren zum 4.Haken des Strands, links traversieren und zum 7. Haken der Eldorado, von hier horizontal links traversieren, den Wüstensturm querend, zum Stand der Moamakma“.

Die Crux kommt recht früh bei der Querung aus der Pumpgun zum ersten Haken der Girls Club und unterwegs trefft Ihr alle Felsreinheitsgrade an, die Ihr Euch vorstellen könnt.

Im Sektor Vide Cor Meum hat Andreas der Von Andi eine Einstiegsvariante verpasst, die sehr gut gesichert den ersten Haken der Von Andi über einen plattigen Pfeiler im VI. Grad ansteuert. Über diese EV kann auch der 5. Haken der Grunz luftig angeklettert werden, damit kann der schwerste Zug dieser Route umgangen werden, das wird dann durch etwas mehr Seilzug ausgeglichen.

Grandiose Kantenkletterei bietet die EAER 55 VIII, die zwischen Grunz und Hasenherz in direkter Linie emporzieht und mit zwei prächtigen Kantenpassagen Eure Herzen höher schlagen lassen wird. Dabei darf an der ersten Kantenpassage durchaus etwas gekraftmeiert und die volle Spannweite ausgefahren werden, die luftige Passage zum Umlenker fragt dann eher filigrane Kantenarbeit ab.

Eine bisher sehr mordorlastige News, aber Ralf Friedrich sorgt mit seiner KoRaK VI+/VII- direkt rechts der King Kong am Affenfels für willkommene Abwechslung. Seine erste Neutour im Gebiet bietet typische Affenfelsqualität – bester Fels, beste Absicherung, famose Kletterei, die nur auf den ersten Metern einen spürbar längenabhängigen Einstiegsboulder in petto hat, dann aber über ihre gesamte Länge entspannte Kanten- und Verschneidungskletterei bietet.

Einen sehr guten Lauf hatte Klaus Haaken Ende des Monats in den Grotten. Bei den zugegeben nicht unbedingt optimalen Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnissen blieb er immer dran und ihm glückte nach einiger Vorarbeit eine der überschaubaren Begehungen des Dachbrechers Krieg ich Sterne X-/X. Two thumbs up!!

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