Natürlich kann ich das bombige Wetter dafür verantwortlich machen, Frühling satt ab Monatsbeginn und da schießen die Säfte mit Hochdruck durch Körper und Geist, der innere Gorilla rüttelt an den Gitterstäben und will spazieren geführt werden, der Druck der angestauten power hat längst den Messbereich überschritten und das Ventil muss her. Aber was Ihr in diesem Monat mit Euren Erstbegehungen veranstaltet habt, das grenzt schon an Irrsinn, logisch, die ganze Klettergemeinde freut sich natürlich über neue Wege, neue Sektoren, Routen aller Couleur. Aber habt Ihr auch nur einmal an mich gedacht? Nee, bestimmt nicht, mit Ach und Krach bin ich gerade so hinter her gekommen und hab ich dort alle neuen Wege unter die Hufe genommen, da muss ich erkennen, dass schon wieder welche dazu gekommen sind, meine mühevoll handgemalten Topos der Sektoren antiquierten im Wochentakt und kaum waren die wieder auf dem neusten Stand, konnte ich dann woanders wieder den Stift schwingen. Echt. Ihr habt sie nicht mehr alle, ich nehme das jetzt mal persönlich – aber trotzdem Danke für die vielen schönen neuen Wege, ganze 27 gilt es für den März zu beschreiben, so viele gab es noch nie in einem Monat (glaube ich wenigstens), damit wurde die Gesamtroutenzahl im Gebiet auf über 1300 Wege gebeamt, viel kurzes Zeug ist dabei, aber auch einige Wege, die ganz oben auf die to do – Liste gesetzt werden sollten. LETS GO.
Nochmals gab es Zuwachs im Kühlschrank. Hier hat Armin links der Training for Utah mit EAR V eine weitere kurze Risslinie geklettert, die am Umlenker der Training for Utah endet, im unteren Teil geht es an Schuppen empor und dann kommt eine schöne ringlock-Übungspassage.
Was macht man, wenn die vertikalen Linien ausgehen? Genau, der Kandidat hat 100 Punkte, man geht in die Horizontale, so wie Armin bei der Erstbegehung von P3 und P4, insgesamt VI+, die aus der Basalt Meisterz nach rechts wegquert, immer knapp über dem Schutthügel bleibt und nach einem Zwischenstand zum Umlenker der Tod im Kühlschrank weiter geht. Der tiefere Sinn dieser Aktion ist, dass Armin den kompletten Quergang durch den Kühlschrank und die Grosse Wand im Auge hat und eben hier noch tourentechnisch ein missing link war. Dieser ist damit geschlossen.
Einer der Topwege des Monats stammt von Andi, seine EAER 49 IX- beginnt rechts der Aucune Plaquette mit toller Wandkletterei an zwei grossen Löchern vorbei, es folgt ein batziger Aufrichter und ab dem dritten Haken kommt dann grandiose und schwierige Kantenkletterei an kleinen Leisten. Eine absolute MUSStour. Eine schöne Variante dazu könnt Ihr mit der EAER 48 VII klettern, vom zweiten Haken der EAER 49 geht’s nach rechts weg in die Mambo No. 5 und gerade durch die Verschneidung hoch zum Umlenker der EAER 49. Ein idealer Zustieg um die EAER 49 auszuchecken.
Wenn wir schon bei den MUSStouren sind, dann nichts wie in das Nagelstudio VIII/VIII+, die nun von Urs befreit wurde. Grandiose Verschneidungskletterei wird hier geboten, die für onsight Aspiranten eine echte Herausforderung ist – ein toller Weg mit Spitzenkletterei.
Ich habe in der Schattenwelt nochmals in der Technokiste gekramt und ein altes Projekt von Thomas geklettert. S.O.S C1 folgt zunächst einem Riss im soliden Fels links der Stirb langsam, weiter oben wird aus dem schwarzen Basalt rötliche Schlacke, dort wird die Sache dann spannend und bevor der Fels komplett zu Schotter wird könnt Ihr nach rechts zum letzten Haken der Stirb langsam queren und mittels sport hooking zu deren Umlenker ziehen.
An der Kranwand hat Armin zwischen FL 200 und Black Pillar Society den Fels tiefer gelegt, ordentlich aufgeräumt und ein paar kurze, jedoch nette Routen erschlossen, die bestimmt in den heissen Sommermonaten regen Zulauf sehen werden. Also so etwas wie das Pendant zu seinen Arbeiten an den wintertauglichen Routen im Kühlschrank.
Rechts der FL 200 könnt Ihr jetzt in der Es ist wie es ist VII- Eure Verschneidungskletterkünste perfektionieren, Ihr werdet euch wundern wie ein so kurzes Weglein Euer Herz zum rattern bringt und wer am Umlenker noch nicht genug hat, der kann noch die Crux der FL 200 dran hängen. Gleich rechts davon geht es dann in Kerstins Im 7. Monat IV- deutlich gemässigter daher. Entspannte Wandkletterei vom ersten bis zum letzten Zug wird hier geboten.
Weiter geht es dann rechts vom Combustion Cycle mit der Sprung in der Schüssel VII- von mir, die ich zunächst clean begangen habe, idiotischerweise mit einem völlig irrwitzigen Dynamo an der abdrängenden Kante, aber es geht auch viel gemütlicher durch die Verschneidung und nachdem nun dort auch ein Haken steckt auch viel entspannter.
Von Armin stammen die beiden Wege rechts davon. Die Jah Love VI+ bietet phantastische Verschneidungskletterei, der perfekte Test für eure Beweglichkeit und die beste Route der neuen Wege dort, die Sita IV+ dann wieder eine kurze nette Wandkletterei aus der Genusskletterkiste.
Und Ihr werdet es nicht glauben, aber es ist wahr, nicht nur Neutouren hat es in diesem Monat gegeben, gleich einen komplett neuen Sektor darf ich vorstellen. Den Sektor Krypta erreicht Ihr vom alten Parkplatz des Ettringer Gebietes, gleich hinter dem alten Kran am Parkplatz geht es von der Strasse rechts hinunter in eine kleine Grube und schon steht Ihr mitten drin. Robert und Swen haben hier mächtig zugeschlagen und einige Erstbegehungen sind bereits gelungen. Aber eine der Routen hat schon ein paar mehr Jahre auf dem Buckel und zwar der auffällig geschwungene Riss in der Mitte der Ostwand. Diesen hat bereits 1996 Dieter Schäfer geklettert, aber keinen Umlenker gesetzt (er kletterte von der Höhe des neuen Umlenkers zu einer Eisenstange ab und seilte von dort ab), keinen Routennamen vergeben und ich habe das Teil auch nie eingetragen. 2011 hat sich dann Peter May der Linie erbarmt, einen Umlenker gesetzt und die Popobello V ist eine der schönsten Risslinien in dem Sektor.
Eine weitere tolle Risslinie stammt von Robert. Baustop VI+ folgt den Rissen am rechten Rand der Nordwand, der Einstieg ist schon die Crux, dann kommt herrliche Riss- und Wandkletterei bis zum Umlenker.
Gleich rechts davon, am linken Ende der Ostwand könnt Ihr euch in Hendriks Krypta VI+ im unteren Teil schöner Risskletterei erfreuen und im oberen Teil dann an Euren Schotterkletterkünste feilen. Die Route lässt sich gut mit einer handvoll mittleren Cams absichern, für das etwas brüchige Gelände weiter oben hilft dann aber nur die innere Sicherheit.
Rechts der Popobello folgt Eiszapfen VI der Risslinie zwischen zwei auffälligen Pfeilern und hier wird anstrengende Spreizarbeit abgefragt, die von der Tatsache gewürzt ist, dass die Linie selbst abgesichert werden muss. Den Pfeiler rechts davon geht die phantastische Saupanz VII+ hoch, eine grandiose Kantenkletterei bei der im oberen Teil nicht in die Saupanz gequert werden sollte damit Ihr voll auf eure Kosten kommt. Beide Routen stammen von Robert.
Von Swen stammt in der Mitte der Südwand der Katapultstart VII+, der Name ist Programm, denn es geht gleich mit einem fulminanten Dynamo los, der von kniffliger Wandkletterei gefolgt wird. Gleich rechts davon hat Robert mit Abgeflext VII eine Rißspur geklettert, die am gleichen Umlenker wie der Katapultstart endet. Ein heikler Einstieg und anhaltend anstrengende Risskletterei und Absicherung wird geboten, kein geschenkter VIIer.
Am rechten Ende der Südwand bietet Roberts BOB VI schöne Verschneidungskletterei mit einem perfekten Handriss, doch bevor Ihr zum saugenden Handriss kommt gilt es die Crux in Form einer ansteigenden Querung zu meistern, die auch sauber abgesichert werden will.
Ganz links in der Westwand findet sich noch ein Kracher von Swen. Im Pulsar VIII+ gilt es in einer abdrängenden Wand einen sehr herben reichweitenabhänigen Schulterzug zu knacken, ein veritabels Einzelstellenwunder, das mächtig die Stabilität von Rotatorenmanschette und Labrum der rechten Schulter testet.
Noch einige Wege, darunter einige richtig schwere Brocken, sind in der Mache. Vom Sektor Krypta werden wir also in den nächsten Monaten noch etwas zu hören bekommen.
In der Waterworld hat Gereon an seinen Neutourprojekten weiter gemacht und zwei neue Routen dort geklettert, ein Klasseweg ist Doo Wop VII+ rechts der Braucht kein Mensch. Die Tour beginnt ganz harmlos mit schöner Wandkletterei, aber ab dem sechsten Haken kommt dann eine total schräge Verschneidungskletterei, da könnte man schon denken, wenn man die durch hat, dass es das war. Aber weit gefehlt, die Crux kommt dann am achten Haken mit einem grandiosen Balanceakt in steiler Platte. Unbedingt zu machen die Tour. Wenn Ihr am sechsten Haken der Doo Wop nach rechts in den Riss quert und diesen zum Umlenker folgt, dann seid Ihr in der Bop Shoo Bop VI unterwegs, die ebenfalls absolut zu empfehlen ist.Ganz links im Sektor, in der sandig gelben Wand unterhalb des alten Krans, hat Gereon mit Man or Muppet VIII eine weitere interessante Route erschlossen. Zunächst geht es durch einen Fingerriss und eine Wandstelle bis unter einen Überhang, bis dahin ist der Spass selbst zu sichern, dann kommt der einzige Haken der Linie und mit ihm die Crux am Überhang. Im oberen Teil der Route ist es noch ein wenig am rieseln, aber das wird sich mit steigender Begehungszahl schnell legen.
Auch Michael hat im Steingarten nochmals Hand angelegt und nach Ausräumarbeiten links der Power of Dreams ein paar weitere Genusswege erschlossen. 4u V+ und 0815 V rechts davon bieten beide bestens abgesicherte Wand und Risskletterei, die noch ein wenig staubig ist, aber das wird sich mit steigender Begehungszahl schon legen. Bladerunner V zweigt vom zweiten Haken der PoD nach links ab und geht strack einen Pfeiler hoch in die 0815 hinein und weiter zu deren Umlenker.
In der Arena hat Nathaniel links der Knifebladerunner mit 7UP VII eine kurze Wand- und Kantenkletterei geklettert, bei der es gleich über dem ersten Haken ordentlich zur Sache geht, danach klettert es sich dann viel entspannter weiter zum Umlenker.
Soviel zu den Neutouren im März 2012……Was? Ihr habt noch nicht genug? Das kann doch nicht war sein. OK, dann die noch.
Die Bugabooed im Kühlschrank geht frei. Anfang März glückte mir eine Variante die knapp rechts der Verschneidung beginnt und dann zur Kante hochgeht, von hier dann in die Verschneidung aus der dann wahlweise über die Henkelstange oder die Originallinie, die im oberen Teil der Cala Barques entspricht, ausgestiegen werden kann. Eine Luftnummer im highball-Bereich, mit einer ordentlich reichweitenabhängeigen Crux. Die Bugabooed a la Alex checkt mit Fb 7a+ (IX/IX+) ein, aber Andi ist gerade dabei das Ganze zu toppen, denn seine Variante verfolgt kompromisslos die Original-Aid-Linie an übelsten Gastons und noch übleren Tritten, ein veritabler Fingerschredder. More to come aber jetzt langt es wirklich.