Die Nägel mit Köpfen wurden im Oktober in der Ostwand vom Hexenkessel gemacht, will sagen, dass dieser Sektor, nachdem dort im Sommer Björn und Sebastian mit den Aktivitäten begonnen haben, so gut wie komplett erschlossen ist.
Beide waren auch im Oktober dort aktiv und besonders Sebastians Thermodynamik VII+ macht den Besuch des Wändchens zum MUSS, denn diese tolle und knifflige Verschneidungsnummer, die sollte sich keiner entgehen lassen. Ebenfalls tricky, besonders wenn es darum geht die Füße vom Boden weg zu bekommen, ist sein Partnercheck VII, der bestens gesichert rechts der Thermodynamik durch einen Riss zieht.
Wer mehr auf Kantenkletterei steht, der wird in Björns Spider Pig VII+ auf seine Kosten kommen, kurz und boulderlastig startet die Tour rechts vom Partnercheck und bietet trotz seiner geringen Länge einige feine Züge an einem senkrechten Pfeiler.
Länger und deutlich schwieriger kommt Marcs Heisser Herbst IX- daher, der über dem 2. Haken knifflig zu koordinierende dead points an Minileistchen fordert und die Füße müssen ebenfalls äußerst präzise platziert werden. Wenn Ihr euch am 2. Haken etwas links haltet und Euch durch eine kleine Verschneidung zu den rettenden Leisten blockt wird der ganze Spaß etwas leichter.
Ganz zu den Spaßtouren gehören die beiden kurzen Linien ganz rechts in der Wand. Dort hat Björn zwei kurze Verschneidungen eingerichtet, die rechte der beiden geht auf sein Konto und vom letzten Haken zum Stand macht das Faltengebirge VI+ seinem Namen alle Ehre. Die Schattenseele VII+ links davon bietet noch verdrehtere Züge in der Verschneidung und insbesondere das regelkonforme Klinken des Umlenkers hat mich bei der Erstbegehung ordentlich ins Schwitzen kommen lassen.
Da war es in der Abschussrampe VII- rechts der Einflugschneisse schon deutlich kommoder. Hier wird interessante Verschneidungskletterei geboten, die auch absicherungstechnisch in Augenhöhe mit der Kletterschwierigkeit steht.
Und zu guter Letzt, rechts der Einflugschneisse die ausgesprochen schöne Wandkletterroute Horror Vacui VIII-, die bestens abgesichert ist und anhaltend interessante Wandkletterei bietet, nur über dem letzten Haken kommt eine witzige Handklemmernummer, bei der es mit schmalen Händen etwas unkommod wird.
Bestens abgesichert ist hingegen Roberts neuer Weg links der Sommerzeit im Kühlschrank. Nach dem ersten Haken der Sommerzeit führt die Linie nach links an die Kante, dort kommt dann die längenabhängige Schlüsselstelle und in herrlicher Verschneidungskletterei geht es dann zum Umlenker. Mit VII-/VII ist diese Route ein weiteres Schmankerl in der rechten Ecke des Sektors. Wenn Ihr die Kante über die ersten zwei Haken direkt empor klettert, dann wird der ganze Spaß zu einer schönen IX- Kantenkletterei, die schon am ersten Haken eine ordentlich längenabhängige Stelle in petto hat und am zweiten Haken volle Beweglichkeit und stabile Ringbänder fordert.
Von Swen stammt Negasphäre VIII-, eine Variante zwischen Bauerfänger und Hangmans Rest an der Großen Wand, die etwas reingequetscht im unteren Teil mit einer plattigen crux aufwartet und weiter oben entlang einer schönen Kante unter der Ausstiegsverschneidung des Bauernfängers endet.
Am Schiffsbug hat Sebastian nach massiven Ausräumarbeiten zwischen First Warm up und Klabautermann eine weitere schöne moderate Linie erschlossen, die einer Risslinie links der First Warm up folgt. Knapp daneben ist auch vorbei V lässt sich bestens absichern und endet an einem Umlenker, der sich links der Ausstiegskante des First Warm up befindet.
Nachdem die Wespen aus seinem letzten Projekt im Schwarzen Zirkel verschwunden sind, hat Sebastian links vom Keilomat eine weitere moderate und schöne Risslinie erschlossen, die ebenfalls komplett selbst zu sichern ist. Bei Hallo Hallenkind VI fehlt z.Zt noch der Umlenker, das steht aber ganz oben auf Sebastians to do-Liste.
Selbstverständlich wurde bei diesem supertrockenen Oktoberwetter auch an der Matrix in den Grotten weitergestrickt. Andreas hat zwei Einstiegsvarianten zur Physical Graffiti geklettert. Kombilohn IX/IX+ steigt links vom Originaleinstieg ein und quert dann zum ersten Haken, das macht die Originalroute etwas länger aber nicht unbedingt schwieriger. Das gelingt dann mit der Einstiegsvariante über 1. Sahne IX+, die von noch weiter links kommend durchs überhängende Geglöcks, teilweise an Rissen, zum 4. Haken der Physical Graffiti führt und damit schon mal für einen ordentlichen preburn sorgt, bevor es in der Originalroute zur Sache geht.
In der 2. Grotte hat Marco Oster Daniel Jungs Bouldereinstieg Die wilden Zwerge zu Thomas Die wilden Kerle verlängert, indem er noch etwas tiefer in die Grotte hinab ist und per Sitzstart zehn Züge addiert hat, bis er in den wilden Kerlen gelandet ist, dann jedoch über die Stronghold ausgestiegen ist. Sein Bewertungsvorschlag für die M und M genannte Kombi ist X-. Daniel und Markus Jung glückten recht flott die 2. und 3. Begehung dieser Route, bevor sich die super Verhältnisse in der Grotte verabschieden. Markus gelang im gleichen Aufwasch noch die 3. Begehung von Daniels Die Wilden Zwerge.
Noch einen drauf gesetzt haben die zwei im Krieg der Sterne. Nachdem dort die 2 angeklebten Griffe ins Geröll gestürzt sind, blieb nun nichts anderes übrig als diese Route ohne die 2 Griffe zu klettern na ja, eine weitere Variante war auch noch in Diskussion. Doch nun haben Daniel und Markus die Route ohne die angeklebten Leisten geklettert, bei den Durchstiegen nutzen sie nur die kläglichen Restleisten, die von den Knubbeln übrig geblieben sind. Ihr Bewertungsvorschlag für die Route im momentanen Zustand ist X+, etwas schwerer wird es, wenn der Durchstieg ohne Verwendung der Restleistchen gelingt. Das dürfte aber auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Wahrscheinlich wird dies der Fall sein, sobald Daniel den Krieg der Sterne komplett ohne Verwendung irgendwelcher angeklebten oder verfestigten Strukturen geklettert hat, weit davon ist er nicht mehr entfernt und sollten die Verhältnisse noch ein paar Tage so bleiben, dann kann es durchaus sein, dass die schwierigste Route im Basalt an natürlichen Strukturen geklettert werden kann.
Auch zur zweitschwersten Linie im Basalt gibt es etwas Neues, einigen schwante es bereits, denn Daniels Bewertungsvorschlag für die Cavedog scheint sehr hart gewesen zu sein, die Route tendiert eher zu X und dann noch nicht geschenkt.
Ebenfalls beachtenswert ist Sascha Podeikos schneller Durchstieg des selten wiederholten Direkten Feisten Grinsens und besonders Marion Mannheims Begehung der Futsgögen kann sich sehen lassen. Einmal im toprope ausgecheckt und noch am gleichen Tag im dritten Anlauf durchgestiegen, das hat noch keiner gebracht. Chapeau Allen.
Das war also der Oktober 2007 in den Gruben, es hat ordentlich gekesselt in den Kesseln, so viele neue Wege in einem Monat in diesem Jahr hat es nicht gegeben und die 100 neuen Wege für 2007 wurden überschritten, über 950 Routen sind es nun insgesamt, es sieht so aus, also ob wir nächstes Jahr den 1000. Weg im Gebiet sehen werden. Aber noch bleiben 2 Monate in diesem Jahr, wir können gespannt sein was diese uns bringen, vielleicht ist das momentane Pieselwetter nur ein feuchtes Intermezzo und der November bringt wieder kühle und trockene Tage wie der vergangene Monat. Was der November Klaus Gerlach bringt, der über Jahre seine Risshausaufgaben im Basalt gemacht hat, bevor es ihn ins Berchtesgadener Land verschlug, das ist klar. Er wird in einer Woche gen Patagonien aufbrechen und am Cerro Torre den Unbilden des patagonischen Wetters trotzen. Jede Wette, dass er in der Bridwell Pitch der Kompressorroute bestimmt auf seine Erfahrungen zurückgreifen wird, die er bei der Erstbegehung der Geflügelfrikadelle an der Dürener Wand gemacht hat, selbstverständlich ohne den scheppernden Abflug. Kollektives Daumendrücken kann nicht schaden.