Mit zwei kurzen Neutouren am Krokodilsrücken, die symptomatisch in Qualität und Routenlänge für die Resterschließungen in diesem Jahr sind, steige ich in die letzte News für 2019 ein.
Peter Holy hat sich rechts der Schnappi im ganz rechten und dauerfeuchten Eck des Krokodilsrücken zwei kurzen Rissen angenommen und dabei ist zum einen mit der Krokodilsträne V- eine nette und gut absicherbare Faustrissübung herausgekommen, zum anderen mit der Kroko, übergeben Sie! VII+ eine kurze, doch durchaus knackige Bouldernummer, die trotz zweier Schlaghaken ordentlich Biss abfordert, um die etwas längenabhängige Crux am Ende durch zu nageln. Umlenker sucht ihr vergeblich, zwei Fixseile an soliden Bäumchen tun es auch.
Um die Spannung bis zur Verleihung des Goldenen Weckhammers 2019 etwas zu steigern, parliere ich in der Folge noch über ein paar Touren, die zwar älteren Datums sind, doch ihren Weg erst jüngst in die DB gefunden haben.
Da wären zwei Ewigprojekte aus dem Jahre 2009, die nach den Begehungsspuren wohl schon des Öfteren geklettert wurden und somit habe ich den Routen ihren Projektstatus aberkannt. Das tut dem Abbau des Projektstaus im Gebiet gut und so kommen zwei taugliche Wege der Allgemeinheit zu Gute. Ich denke, diese Vorgehensweise sollte Schule machen, denn im Gebiet gimmeln noch weitere Projekte vor sich hin, um die sich kein Mensch kümmert und die haben teilweise schon deutlich mehr als 10 Jahre auf dem Buckel – einsamer Rekordhalter nach wie vor die Wand zwischen Froschkönig und iKlw-Ngadla an der Zwischenwelt.
Gute Verschneidungskletterei findet ihr in Der Prinz VII rechts der Deumann im Kühlschrank. Eingebohrt von Markus d´Inka 2009 bietet sie eine zackige Crux in der Verschneidung über dem ersten Haken und zum Umlenker darf nochmal ausgiebig in einem abdrängend Riss gewühlt werden.
Der Trauzeuge VIII- im Lonnenbunker wurde ebenfalls 2009 eingebohrt und seitdem sich selbst überlassen. Nicht gut, denn die Route bietet bestens abgesicherte knifflige Wandkletterei und ist eindeutig die beste Linie dort. Dumm nur, dass der Sektor zu 99,99% des Jahres keimig und feucht ist. Aber wenn es passt, dann nichts wie hin, die Route ist lohnend.
Durch die Lappen ist mir die 1 Mega IX-/IX in der Waterworld gegangen. Diese knackige Linie wurde bereits 2017 von Tim Trögeler geklettert und sie reiht einige heftige Züge in der Wand rechts von Dr Zoch kütt aneinander, gewürzt mit einem längenabhängigen Passage zum rettenden Bohrloch am Ende der Route.
Rustikal klassisch die EAER 92 VII von Andreas aus dem Jahr 2018 in Mordor. Diese Verschneidungskletterei startet vom ersten Stand des Strands und führt durch eine staubig mockige Verschneidungsfolge zu einem überimensionalen Umlenker am Top der Grube. Crux ist der abdrängende Einstieg in die Ausstiegsverschneidung, diese kann mit einer Rechtsschleife umgangen werden, aber Auskneifen ist dann absicherungstechnisch eher spannend. Unbedingt gehört bei einer Begehung eine große Bürste an den Gurt, denn gerade im Bereich der Crux verschwinden die essentiellen Strukturen schnell unter einer schwierigkeitserhöhenden Patina.
Beim Abgesang auf das sich dem Ende zu neigende Jahr darf nicht die Strophe für das Lonnenloch fehlen, das im August 2019 vom Besitzer für den Klettersport auf immerdar gesperrt wurde. Euch ist sicherlich aufgefallen, dass diese Sperrung hier nicht, wie sonst üblich, in aller Form bekannt gemacht worden ist. Das hat seinen guten Grund, denn als Erfüllungsgehilfe für völlig an den Haaren herbei gezogene Sperrungsgründe in Kombination mit einer klaren Absage in Bezug auf unsere allzeit gegebene Gesprächsbereitschaft bin ich mir dann doch zu schade. Fakt ist, dass die im Sommer 2018 gefunden Regelungen für das Lonnenloch dem eigentlichen Betreiber der Sperrung nicht ausgereicht haben und er weiter nach Wegen und Möglichkeiten gesucht hat, um diesen Kompromiss auszuhebeln. Nachdem er den Besitzer, der das Klettern dort über elf Jahre toleriert hat, auf Linie gebracht hatte, war es dann ein Leichtes, das er seinen Willen bekommen hat und endlich das erreichen konnte, was er über all die Jahre in cholerischer Vehemenz betrieben hat.
Egal wie es nun zu der Totalsperung des Lonnenlochs gekommen ist, das Ergebnis ist, dass all die genialen moderaten Routen an der Dreikönigswand, die einzigartigen Risslinien um den Le Mitard, sowie die schönen und regensicheren Linien am Affenfels history sind und die Flamme von Udûn wird wohl auch ohne 2. Begehung auskommen müssen. In summa, 100 Touren weniger im Gebiet sowie gut 20 vielversprechende Projekte, die nicht vollendet werden können.
Soviel zum Niedergang des Lonnenlochs, doch zum Abschluss zu einem erfreulichen Thema – der traditionellen Verleihung des Goldenen Weckhammers 2019. Dieses Jahr habt Ihr es mir richtig leicht gemacht, nur 26 Neutouren haben es in die DB geschafft, die üblichen Verdächtigen für die Trophäe haben sich vornehm zurückgehalten und damit hat der fleißigste Erschließer des Jahres (mich ausgenommen) seine statistische Chance auf die Trophäe gewahrt.
Insgesamt fünf neue Wege gehen dieses Jahr auf das Konto von Alex Preis, alle im Westkessel und an der Kiefernadel und die herausstechende Linie seines Wirkens ist ganz eindeutig die Skyfall im Westkessel. Die Tour hat alles für den Goldenen Weckhammer 2019 in petto – eigenständige Linienführung, grandiose Bewegungsabläufe, bester Fels, hackeschwer und eine beeindruckende Kante, die mit den Großklassikern im Gebiet in diesem Genre auf Augenhöhe ist. Alle anderen Neutouren des Jahres dürfen sich demütig hintenanstellen.
Für ein weiteres, durchaus historisches, Highlight hat Aniek Lieth mit der ersten Damenbegehung des Glühfingers im September gesorgt. Damit hat Aniek als erste Frau den unteren 10. Grad im Gebiet gemeistert und mit dem Durchstieg der Pump up the Jam im November, dies ebenfalls als erste Frau, hat sie noch einmal eindrücklich nachgelegt, denn ihr glückte der Durchstieg an einemTag nach nur zwei Versuchen in der Tour. Dies praktisch als Ausweichziel für die projektierte 5. Jahreszeit, die an diesen Tag nicht besonders gute Verhältnisse aufgewiesen hatte. Chapeau!!
Für mich persönlich geht das Jahr in den Gruben mit gemischten Gefühlen zu Ende. Der Totalverlust des Lonnenloches, der damit verbundene durchaus begründete Verdacht, dass der Betreiber dieser Sperrung im neuen Jahr an anderer Stelle nahtlos seine Jagd auf die Kletterer fortsetzen wird und dies alles in den Schatten stellend der tragische tödliche Unfall im Kottenheimer Gebiet lassen mich nachdenklich auf das Jahr 2019 in den Gruben zurückblicken.
Umso mehr wünsche ich Euch allen ein gesundes, erfülltes und glückliches neues Jahr, bleibt immer auf der sicheren Seite, bei allem was ihr angeht und behaltet immer den Überblick, sollte es einmal drunter und drüber gehen – egal wo, egal wann, play it safe!!
Abschließend möchte ich mich noch bei allen bedanken, die im diesen Jahr vollen Einsatz für das Klettergebiet gebracht haben und immer dran geblieben sind, obwohl es 2019 einiges einzustecken gab.Insbesondere Hendrik und der DAV Sektion Koblenz, hier federführend Norbert Dötsch und Klaus Roos, gilt mein besonderer Dank.
Nun den, auf gehts, mit Vollgas ins neue Jahr, die Ereignisse von 2019 verschwinden im Rückspiegel der Erinnerung, doch bedenkt – objects in the rear view mirror may appear closer than they are.