Weihnachtsgeschenke fürs Klettervolk

HOT FLASHES

Die Lettern können für diesen Absatz der News aus den Gruben nicht fett genug sein, denn die lange Zeit als Toproute rangierende Rammstein im gleichnamigen Sektor hat endlich ihre zweite Begehung bekommen. Nachdem Klaus Ruppert diese von Thomas Wille eingerichtete Route 2001 erstbegangen hatte, versuchten sich einige starke Kletterer an dieser Linie und immer war es die Passage vom letzten Haken zum Umlenker, die jeden noch so hoffnungsvollen Versuch im Seil enden lies. Egal ob Holger Keilholz, Marc Wolff oder meine Wenigkeit, da oben gab es immer eine fürchterliche Klatsche, selbst wenn der untere Teil der Route bis dahin halbwegs gelaufen ist.

Doch für Daniel Jung blieb diese am 02.12. aus, der nach ein paar Versuchen in der Route den Durchstieg geschafft hat. Eine bombige Leistung von ihm, insbesondere wenn ich in Betracht ziehe, wie er momentan eine Toproute nach der anderen im Gebiet zerstäubt. Glückwunsch Daniel und ich würde mich sehr freuen, wenn Du so weiter machst, denn unter den 60 Projekten im Gebiet sind einige, die für die nächste Generation konzipiert sind. Da bist Du gefordert.

Eine andere klasse Aktion hat Marco am letzten Tag des Jahres im Kraftwerk an der Großen Wand abgeliefert, denn ihm glückte die erste Begehung der Route, ohne die geschlagenen Griffe zu benutzen und ohne, so wie ich seinerzeit, in die Makiwara auszubüchsen. Marco ist vom zweiten Haken nach rechts in die Wand geklettert und dann nur mit Hilfe der nicht besonders griffigen Kante des Originalweges, die von gschlagenen Griffen geziert wird, zum Umlenker gezogen – so geklettert eine harsche IX/IX+. Gut 15 Jahre hat es gedauert, bis einer mit der nötigen firepower und Vision gekommen, um zu zeigen, dass auch diese Route ohne die geschlagenen Griffe geklettert werden kann, schön wäre es , wenn in Zukunft der ein oder andere dies einfach mal in Betracht zieht, wenn er wieder zum Meisel oder Kleber greift.

HOT FLASHES

In Bezug auf Neutouren komme ich auch diesen Monat nicht mit leeren Händen und passend zu den Weihnachtstagen habe ich gleich einen komplett neuen Sektor zum aus- und anpacken für Euch, der im letzten Jahr von Thomas Blumenberg entdeckt wurde und im Verlauf der letzten Monate von ihm, Robert und Hendrik erschließungstechnisch seiner Bestimmung zugeführt wurde.

Die Gesteinsqualität im Sektor Toms Lay ist durch die Bank perfekt und sie erinnert an den Basalt, wie er in der Finsterlay oder im Schwarzen Zirkel anzutreffen ist. Einziger Unterschied ist das geologische Alter der Gesteine in diesem Sektor, denn dieser liegt nicht mehr in den Laven des Bellerberg Komplexes, sondern im Basaltstrom des Hochsimmers. Dieser brach vor gut 500.000 Jahren aus, also klettern wir dort im ältesten Basalt der Gebiete. So präsentieren sich auch die bisher erschlossenen Linien, bei denen es sich fast ausschließlich um ehrliche und rustikale Risskletternummern im VII. Grad handelt. Bisher existieren in Toms Lay neun Routen und fünf Projekte, von denen einige deftig schwer werden dürften, da sie entlang der fast grifflosen Kanten des Sektors in die Höhe ziehen. Im rechten Teil des Sektors ist ebenfalls noch Platz für Neues, doch hier lässt die Felsqualität deutlich nach und das Einrichten von Routen bedarf dort ausgiebiger Aufräumarbeiten.

Der Sektor ist zwar nach SW ausgerichtet, doch da er in einer kleinen, recht tiefen Grube liegt, bekommt er die Sonne nicht voll ab, damit lässt es sich hier perfekt an heißen Sommertagen klettern, insbesondere laue Sommerabende dürften hier traumhaft sein. Nach Regen dauert es eine Weile, bis der Fels in der Toms Lay wieder bespielbar ist.

Aber jetzt zu den Routen (die ich von links nach rechts beschreibe), die vorwiegend von Thomas Blumenberg erschlossen und erstbegangen wurden, bei den Routen, die nicht auf sein Konto gehen, werde ich im Folgenden den Erstbegeher erwähnen, ansonsten ist es Thomas, dem Ihr für die tollen Linien danken könnt und für den Fund des tollen Sektors sowieso.

Los geht es mit Covadonga VII-, eine knapp zehn Meter lange Risskletterei, die ich erstbegangen habe und die klettertechnisch am Beginn eines feinen Doppelrisses ihren Knackpunkt hat, jedoch absicherungstechnisch über ihre gesamte Länge nicht ohne Anspruch ist, da Ihr um sie vernünftig zu sichern eine handvoll ganz kleiner Cams benötigt.

In der Goldbeere VI sieht das schon anders aus, zumindest auf den ersten Metern bis unter die Schwierigkeit in einer kurzen Verschneidung, denn dort kommen auch wieder ganz kleine Cams zu Einsatz. Diese Route ist die ideale Einsteigerroute für diesen Sektor. Hendrik hat zur Goldbeere noch eine Variante erschlossen, diese verlässt die Route unter der Verschneidung nach links und strebt in ansprechender Wandkletterei im VI. Grad dem Baum am Ausstieg zu, der als Umlenkung benutzt wird. Auf den letzten Metern dieser Variante solltet Ihr ein wenig vorsichtig den Fels anpacken, da dort nicht mehr alles ganz solide ist.

Rechts der Goldbeere kommt die geniale Spreizkletterei der Tom Bombadil VII-. Die ist bestens mit Bohrhaken gesichert, doch für den oberen Teil bis zum Umlenker kommt ein kleiner Cam ganz gut.

Cams in Fingerrissgröße sind für Dora VII absolut notwendig, denn die sichern die ersten Meter aus der Nischenhöhlung bis zum ersten Haken. Dort kommt dann auch die beachtlich schräge Crux der Route, die sicherlich einzigartig im Basalt des Gebietes ist, mehr verrate ich zu dieser tollen Kletterei nicht.

Direkt rechts der Dora wartet ein weiteres Schmankerl mit der tollen Risslinie der Cafe Bendisberg VII-, die komplett clean ist und perfekte Risskletterei bietet, die am Anfang und am Ende der Route vollen Einsatz verlangt.

Dieser ist bei Hendriks Mama Mia VII auf der ganzen Strecke nötig, da hier durchgehend saftige Fingerrisskletterei geboten wird, die Hendrik bei der Erstbegehung mit großer Kühnheit komplett clean gezogen hat. Jetzt zieren drei Bohrhaken den Weg, trotzdem macht es Sinn sich ein paar Cams an den Gurt zu hängen, insbesondere für den etwas größenabhängigen clip des ersten Hakens.

Größenabhängige Clips sucht man in Roberts Huck Fin VII/VII+ vergeblich, dafür kommt am ersten Haken der Route ein echter Zwergentod, danach geht?s dann in ansprechender Riss- und Wandkletterei weiter und für den oberen Teil der Route dürfen ebenfalls ein paar kleinere Cams mit von der Partie sein.

Die können in Roberts Schach Matt VI getrost im Rucksack bleiben, diese tolle moderate Wandkletterei ist perfekt eingebohrt und bietet puren Kletterspaß. Ob der auch bei der Erstbegehung von Robert so pur war, darüber scheiden sich die Geister, denn die wurde von ihm free solo gemacht und dürfte somit einer der schwierigsten Erstbegehungen in diesem Stil im Gebiet sein.

Soviel zu den momentan existierenden Routen in Toms Lay, alle Routen sind durch die Bank empfehlenswert und sobald die Feuchte des Winters aus den Gruben verschwunden ist lohnt sich der Besuch des Sektors unbedingt. Jetzt fehlt nur noch der Zugang zu Toms Lay bei St. Johann:

Vom Gebiet Ettringen in Richtung Mayen fahren und an der Kreuzung nach rechts in Richtung St. Johann. In St. Johann auf der Mayener Strasse geradeaus durch den Ort, bis sich die Strasse bei einem Steinkreuz gabelt. Hier nach rechts, dann die zweite Straße links in den Buhrweg. Rechts befindet sich ein Wanderparkplatz, es kann aber noch ca. 300 Meter weiter gefahren werden, bis sich auf der linken Seite des asphaltierten Feldweges eine Parkmöglichkeit bietet (Schotterfläche mit Bank und Mülleimer).

Von hier dem leicht ansteigenden asphaltierten Feldweg etwa 200 Meter folgen, bis dieser rechts und links von dichtem Buschwerk flankiert wird (diese Stelle ist schon vom Parkplatz zu sehen). Ein Pfad führt nach rechts in die Büsche, der sich gut sichtbar durch das Dickicht schlängelt, über eine Schotterhalde geht es zum Schluss hinab unter den Sektor.

Und nun in den Sektor Rammstein, denn dort hat Andreas Eisenhauer ordentlich Arbeit und Hakenmaterial investiert und so gut wie im Alleingang das Routenangebot in diesem Sektor verdoppelt. Wer jetzt befürchtet, dass dort nun noch weitere Wege in der Liga von Rammstein das Licht der Welt erblickt haben, der kann getrost aufatmen. Andreas hat den gestuften Wandteil links der Via Katja einer Grundreinigung unterzogen und dort insgesamt sechs moderate Linien eingerichtet, die plaisirmäßig abgesichert sind und vorwiegend im unteren Teil Kanten- und Verschneidungskletterei bieten, ab der Wandmitte kommt dann üppig griffige Wandkletterei auf Euch zu. Nur ganz links harrt noch ein Projekt an einer Kante, dieses dürfte etwas derber werden. Die Routen liegen vorwiegen zwischen dem unteren VI. und unteren VII. Schwierigkeitsgrad, sind aller bestens abgesichert und bieten puren Kletterspaß. Eine echte Bereicherung für den Sektor und die Schäfer Lay. Momentan sind die unteren Bereiche der Routen noch sehr mockig und erdig, wer den Wandbereich vor Andis Arbeitseinsatz gesehen hat, der kann sich bestimmt vorstellen warum, aber sobald im nächsten Frühjahr die Sonne dort ein paar Tage hinein geschienen hat und die Wege ordentlich beklettert werden, dann wird sich das schon richten.

Nachdem Andreas diesen Wandbereich fertig erschlossen hat, machte er gleich in der südlich ausgerichteten Wand links vom Sektor Rammstein weiter. Dort hat er inzwischen drei Wege geklettert und einige Projekte harren auf das neue Jahr.

Ganz rechts in dieser Wand geht es mit einer feinen Rißspur los, die prickelnde Absicherung mit kleinen Cams und off sets bietet und im 8. Grad einbucht. Links davon folgt ein mit 3 Haken gut gesicherter Weg im oberen 7. Grad, der anspruchsvolle Wandkletterei verlangt. Deutlich moderater gehts im Riss links von deiser Tour zu, eine 6+, die sich bestens absichern läßt und schöne Riss- und Verschneidungskletterei in petto hat.

Auf der Schatzinsel hat sich auch etwas getan, Thomas hat links der Kleinen Kostbarkeit eine schöne Risslinie geklettert. Der Freibeuter (aka Uff Uff) VI bietet perfekte Klemmer bei perfekter Absicherung, nur schade, dass das Teil nicht noch ein paar Meter länger ist.

Der letzte Tag des Jahres ist angebrochen, die letzte News für 2006 ist geschrieben. Eine ganze Menge ist in diesem Jahr in den Gruben geschehen: 129 Neutouren in allen Schwierigkeitsgraden, 7 neue Sektoren, eine ganze Anzahl von Begehungen der ganz schweren Linien im Gebiet, mit der Begehung der Krieg der Sterne schwierigkeitsmässig ein neue Toproute (die bald noch getoppt wird, da sie ohne die künstlichen Griffe geklettert werden kann), die zweite Begehung der Rammstein, eine geniale Basaltparty, der Kletterführer und bis auf ein paar blaue Flecken keine größeren Blessuren.

Da bin ich mal gespannt was das neue Jahr uns bringen wird, für das ich Euch viel Glück, Gesundheit und Erfolg wünsche, am Fels und im real life. Und last but not least, meinen ganz herzlichen Dank an Jürgen, ohne den unsere Ettringen-Homepage nicht existieren würde.

Wir sehen uns 2007 im Basalt, bis dahin

Euer Alex

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