In der ersten Septemberhälfte hat es bereits einige neue Wege gegeben, darunter zwei, die ich Euch nicht vorenthalten möchte, da sie mit zu den besten Linien gehören, die in diesem Jahr erstbegangen wurden. Ich stecke zwar schon halb im haulbag und stehe mit einem Bein auf der gangway in Richtung SFO, ein Auge auf den tropical storm Odile fixiert, der in der Baja California zum Hurricane mutieren soll und ab nächsten Dienstag die moisture pump in die High Sierra anwerfen wird und das andere Auge blickt erstaunt auf das wildfire im Little Yosemite, das das gesamte Tal einnebelt und wohl Anfang nächste Woche herb angefacht wird, wenn der Wind auf 30mp/h aufdreht – damit ist jetzt schon klar, dass der diesjährige Trip sehr spannend wird und Dank der prognostizierten Gewitterlage mächtig unter Spannung stehen wird. Aber Zeit für die neuen Wege ist immer und here it comes.
An der Kranwand hat Melanie Hauser in der Feinfingerfee VII mit dem Einstieg der Bastard of Nippes variiert. Melanie hat die Einstiegsverschneidung der Bastard clean geklettert und ist dort, wo diese nach links in die Wand hinausquert, gerade weiter zum Umlenker vom Great Shit Roof gestiegen. An und für sich eine logische Sache, die Verschneidung clean zu klettern, denn um die ersten drei Haken der Bastard aus der Verschneidung zu klinken, müsst Ihr Euch schon ganz schön krumm machen. Die Verschneidung ist recht tricky zu klettern, das gleiche gilt für die Absicherung – alles in allem eine nette Variante, die besonders freundlich zu Leuten mit schmalen Fingern ist.
Links um die Ecke war Swen aktiv und er hat mit der Reise zum Mittelpunkt der Erde VII diesem Wandteil eine veritable Ausdauerroute verpasst, links der Eyafjallajökull geht’s los und dann quert die Route immer schön linkshaltend, die Hamundur kreuzend bis zum Umlenker der Melioramentum. Schöne Wandkletterei mit einer kniffligen Passage aus der Hamundur in die Melioramentum ist angesagt, der Nachsteiger sollte ebenfalls quergangssicher sein.
Vor dem main act noch kurz in die Arena, wo Frank Rindermann links der CampV mit Mud&Honey IV eine weiter kurze und nette Risslinie erschlossen hat, die sich bestens absichern lässt und genau das richtige für den ersten Kontakt mit dem cleanen Rissgeschäft ist.
Ab nach Mordor jetzt, zum Warmlaufen in die Miroslav Klose V von Andreas Eisenhauer, die rechts von Blimp per Normalhaken gesichert zum Stand der Blimp hochzieht. Zur besseren Absicherung des kleinen Cruxdächleins am Ende der Verschneidung sollte für diese rustikal abgesicherte Route noch ein Met2 o.ä. am Gurt baumeln.
Für die beiden Knallerwege von Andreas sind jedoch nur Exen notwendig, dazu eine gehörige Portion Fußtechnik sowie ordentlich Strom auf den Würsten. Grandiose Kletterei bietet die EAER62 VIII+, die links der Cool Running gefinkelt die Platte hochgeht, um dann mit einer furiosen Untergriffpassage und in batziger Verschneidungskletterei den 5. Haken der Hot Running Man anzusteuern, diese geht’s dann weiter bis zum Umlenker und die Ausstiegsverschneidung der Hot Running Man sorgt dann nochmals für Bonuspunkte. 1000 von hundert möglichen Sternen für das Teil!
Direkt links daneben startet die EAER 61 VIII+/IX-, sie beginnt ebenfalls mit interessanter Plattenkletterei, steuert den 4. Haken der EAER 62 an und quert dann von hier nach rechts zum 5. Haken der Cool Running, diese wird dann bis zum Umlenker geklettert. Die gesamte Traverse bis in die Cool Running wird Euch begeistern und den Reibungskoeffizienten Eurer slicks an die Grenzen bringen. Again – 1000 Punkte von hundert möglichen. Beide Routen gehören zum Besten was Mordor zu bieten hat – also unbedingt einsteigen.