Hitzewelle, Neutourenschwemme und Projekte, die den Bach runtergehen

So wie es aussieht haben es Einige von Euch vorgezogen bei dieser Bullenhitze im eigenen Schweiß zu baden, anstatt sich am Badesee oder im Schwimmbad abzukühlen. Anders kann ich mir die ganzen Neutouren im Juli nicht erklären, ein untrügliches Zeichen dafür, dass wir, mich eingeschlossen, ordentlich einen an der Klatsche haben müssen.

Wenigstens entstanden die meisten Neutouren an Wänden, die man als Schattenwände bezeichnen kann, obwohl auch hier die Temperaturen an manchen Tagen reichlich grenzwertig waren. Aber wie auch immer, auch im Juli sind einige tolle Wege dazu gekommen, die unbedingt von euch geklettert werden sollten.

So konnte ich an der Kranwand, etwas weiter rechts der FL 200 zwei weitere kurze, aber lohnende Wege klettern, die besten Fels und feinste boulderlastige Kletterei bieten.

Die Ricochet IX- zieht durch eine kurze Verschneidung, die von unten betrachtet recht harmlos aussieht, ab dem 2. Haken belehrt sie Euch jedoch eines besseren und bis zum Umlenker fordert sie dann Einiges an Fingerkraft und bizarren Manövern in der trittarmen Verschneidung.

Die Combustion Cycle VIII rechts davon hat dagegen fantastische Kantenkletterei in petto, die ebenfalls ab dem zweiten Haken volle Konzentration erfordert und an der sich schon einige erfreut haben, die aber bei kühleren Temperaturen bestimmt noch mehr Spaß macht.

Viel Spaß macht auch Patricks Wermaus VII-, ein kurzer cleaner Fingerriss links der Gothmog, die sich bestens mit ein paar kleinen Cams absichern lässt und für Leute mit Wurstfingern etwas derber daher kommt. Gewidmet ist die Route der kleinen braunen Maus, die sich am Einstieg der Stargate über die Rucksäcke, Brote und T-Shirts der Kletterer her macht und deren Bau inzwischen bestimmt aufs luxuriöseste ausstaffiert ist.

In der Music Hall haben Gereon Lucks und Steffen Collatz rechts der Trance to Nature zwei Risslinien freigelegt, die beide klassisches Gelände mit ow-Einlagen bieten. Der Linke Y-Riss V+ (Gereon) folgt dem linken Rissast zum Umlenker der Trance to Nature, der Rechte Y-Riss V+ (Steffen) endet am Umlenker der Mr. Big. Beide Routen bedürfen noch einer Grundreinigung und eigene Umlenker wurden auch versprochen.

In der Schattenwelt hat Lars Loichen seine erste Neutour mit der Voodoo Child VII- abgeliefert, diese startet rechts der Midnight Lightning in einer kurzen Rissverschneidung, dann kommt auch schon die sportlich kraftvolle Crux in Form einer anstrengenden Hangel zum einzigen Haken der Route, hier sollte man beim Klinken nicht abfliegen, danach geht es etwas besser gesichert und leichter zum Umlenker der Midnight Lightning. Die Tour hat Lars von unten erstbegangen, den Normalhaken aus windigster Position gesetzt-eine ganz schöne Ansage für die erste Neutour.

In der Toms Lay ging bei der Hitze nur in den frühen Morgenstunden was, diese nutzte Tom aus, um die schöne Risslinie der Rochade VI rechts der Schach Matt zu klettern. Feinste Hand- und Fingerrisse werden geboten und zum Abschluss ein luftiger Rechtsquergang, der zunächst etwas tricky erscheint, sich dann aber sehr gut auflöst.

Mir glückte links der Mama Mia mit der Burning Man IX eine kernige Wandkletterei. Die Route hat ebenfalls Tom eingerichtet, sie dann aber mir zum Abschuss freigegeben und herausgekommen ist eine Route, die zunächst etwas unspektakulär an einer glatten Kante beginnt, dann aber in einer glatten mit Minileisten versehenen plattigen Wand zur Hochform aufläuft. Mit der nötigen Fingerkraft und Reichweite könnt Ihr dort was ausrichten, die Schrumpfgermanen unter Euch werden es schwer haben.

Für zwei Routen der Extraklasse war das Lonnenloch wieder gut. Peter May hat rechts der Manuman mit Glück Auf! V+ eine bestens abgesicherte Wandkletterei erstbegangen, die vom Einstieg bis zum Umlenker besten Basalt und üppige Griffe bietet. Hendrik hat ganz rechts im Sektor Dreikönigswand mit der Erschließung der prallen Wand begonnen und seine Dead Again VII zeigt schon was wir in Zukunft dort erwarten können. Relativ lange Linien, die überraschend ausgesetzt sind und anhaltend interessante Kletterei im blockigen Basalt bieten.

Rechts der Dead Again haben Niek de Jonge und Michael van Geemen es ausgenutzt, dass Hendrik im Urlaub war und obwohl Hendrik die Linie als Projekt markiert hat, sie als solches in die Datenbank eingetragen hat und bereits in der der Linie mit den Aufräumarbeiten begonnen hatte, haben sie die Route geklettert und stolz die Erstbegehung der Living Natural VI+ eingetragen. So wie es aussieht scheint das momentan in Mode zu sein, denn schon im letzten Monat hat Thomas Wille dem Pete Cron am Daumen ein Projekt weggeklettert, das ebenfalls markiert und in der Datenbank eingetragen war.

Unsere niederländischen Sportskameraden haben natürlich von nichts gewusst, nichts gesehen und nichts gehört, die Route bietet gute cleane Risskletterei, aber unter dem Umlenker lauert ein ordentlicher absturzbereiter Block, hinter dem man normalerweise die letzte Sicherung vor dem Umlenker legt und sollte einer einen Sturz in diese drehen, dann sieht es düster aus, für ihn und diejenigen, die am Wandfuß stehen. Also wenn schon Projekte klauen, dann aber bitte richtig.

Ungewöhnlich tricky kommt Roberts Mr. Petz VII rechts vom Putzteufel daher, besonders die crux an den Fingerlöchern über dem kleinen Dach ist recht schwer im onsight zu lesen und einen Abflug beim Klinken des Hakens über der Dachkante sollte man sich auch ersparen. Der Originaleinstieg der Route hat sich, nachdem ich dort einen riesigen Block abdekoriert habe, grundlegend verändert. Momentan steigt besser über die Putzteufel ein, denn noch immer hängt da loses Gerümpel herum und so richtig sauber ist der Bereich nach dem Ausbruch auch nicht.

Rechts vom Gänseblümchen im Sektor Nobodaddy hat Robert ein weiteres bissiges Teil abgeliefert. Seine Licht und Schatten VIII- bietet ab dem 2. Haken knackige Wandkletterei, die bestens abgesichert wird, aber so manchen onsight-Aspiranten den Schweiß auf die Stirn treiben wird, außerdem muss die ganze Linie mal ordentlich sauber geklettert werden, also nichts wie rein in die Route.

Im linken Teil der Music Hall und im rechten Teil der Dürener Wand hat Andreas für einige kurze neue Wege Platz gemacht, indem er die dräuende Trockenmauer, die prekär über diesem Bereich hing, ins Tal befördert hat. Insgesamt 11 neue Routen habe ich dort gezählt und geklettert, alle liegen sehr eng beieinander, sodass Ihr insbesondere bei den Kantenklettereien dort die Arme anlegen müsst, um in den Geschmack der Schwierigkeiten zu kommen. Noch sind die Routen ganz schön staubig, aber der Regen der vergangenen Tage und weitere Begehungen werden das schon richten. Andreas hat den Routen keine Namen gegeben, damit ist der EAER-count in der Datenbank regelrecht explodiert. Ich werde hier nur kurz auflisten was er in den beiden Sektoren gemacht hat, die Details findet Ihr in der Datenbank.

In der Music Hall hat er die Lücke zwischen TFA und Telomer mit einem dichten Routennetz geschlossen, für insgesamt fünf Routen war dort knapp Platz. Rechts der TFA findet Ihr eine kurze und gut abgesicherte Wandkletterei im Viten Grad, durch die Verschneidung rechts davon und den Pfeiler über der kleinen Scharte zum ausgesetzten Gipfelerlebnis führt die nächste Route im unteren VIIten Grad, dann folgt nach rechts eine anspruchsvolle und sehr schöne Kantenkletterei, die knapp im oberen VIIten Grad einloggt, die Risstour rechts der Kante ist deutlich leichter, so etwas V, lässt sich aber nicht besonders absichern und ein paar wacklige Klemmblöcke darin sollten vorsichtig angepackt werden. Als letzte Tour dann knapp links der Telomer eine gute Kantenkletterei im VIIten Grad, bei der, wie bei allen Kantenrouten in dieser Ecke, Ihr ordentlich die Ellenbogen anlegen dürft, damit Ihr nicht in den Rissen rechts und links davon zu Gange seid, aber bei der letzten Tour geht es zwangsweise die letzten Meter der Telomer zum Umlenker. Das war es in der Music Hall, auf der anderen Seite an der Dürener Wand zwischen Kondensstreifen und Wes hall overcam das gleiche Bild, eine dicht eingerichtete Abfolge von Kanten und Rissen, die die Lücke zwischen den bestehenden Touren dicht macht. Hier haben gar sechs Routen und noch ein Projekt reingepasst.

Es beginnt rechts vom Kondensstreifen mit einer schönen Kante im oberen Viten Grad, die bestens abgesichert ist und sich am Ende zwischen den Pfeilern zum Umlenker spreizt. Der Riss rechts davon im Vten Grad sieht zunächst ob seiner Breite etwas übel aus, lässt sich aber auf Grund guter Strukturen an den Risskanten gut klettern und mit ein paar großen Glocken vernünftig absichern. Die folgende Kante im unteren VIIten Grad kommt etwas kniffliger daher, hier müssen die Kanten der benachbarten Risse abgezogen werden und dann geht es luftig auf den zackigen Gipfel hinauf. Dann folgt ein enger Handriss im oberen VIten Grad, der in die Scharte unterhalb des Gipfels führt und dann entlang der Kante diesen erklimmt.

Die Verschneidung rechts davon bietet anhaltend schwierige Kletterei im VIIten Grad, die ob der Kürze der Route ganz schön herb daher kommt. Gemäßigter dann der schöne Piazriss rechts davon im VIten Grad, dessen Einstiegszüge die Crux sind, darüber klemmt es sich dann entspannt zum Umlenker.

Absolut empfehlenswert ist Jochen Bauers 00 Schneider VII+ an der Two pronged Crown im Kottenheimer Gebiet. Die Route geht strack die Kante links der In Lothlorien hoch, bietet bereits einen knackigen Einstieg, um dann im oberen Teil so richtig anzuziehen. Unbedingt zu klettern das Teil!!

Gute Risskletterei wird in Ingo Köhlers Schei de Mojo VII (wer kann mir übrigens den Routennamen erklären) im Steingarten geboten, besonders die Risspassage vom dritten Haken zum Umlenker wird bei Vielen aufgrund der scharfen Risskanten bleibende Eindrücke hinterlassen, hier stellt sich dann die Frage ob klemmen oder piazen besser ist, schaut selbst, es lohnt sich und Glückwunsch zu einem tollen Einstand in Sachen Erstbegehungen.

Am Daumen hat Gereon der Westkante und dem Normalweg eine nette und bestens abgesicherte Verlängerung verpasst. Beide Touren können nun vom tiefsten Punkt der Westkante angegangen werden, eine bestens abgesicherte gestufte Kantenkletterei führt nun auf den Absatz der Originaleinstiege.

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