2022 wird same same, but different

Ohne große Höhen und Tiefen ist A.P. 2 – anno pandemia 2, nach alter Zeitrechnung 2021 – an den Gruben vorübergezogen. Es gab keine willkürlichen Sperrungen von Sektoren und unerfreuliche Ärgernisse mit Gemeinden, Steinbruchbesitzern oder rund drehenden Jagdpächtern blieben uns in diesem Jahr ebenfalls erspart. Trotz der in den ersten beiden Quartalen geltenden Reisbeschränkungen hielt sich der Besucherandrang in den Gruben in Grenzen, mal abgesehen von den üblichen Stoßzeiten an der Großen Wand, aber auch hier wurden die in dieser Zeit geltenden Kontaktbeschränkungen beachtet. Auch die geltenden Übernachtungsverbote wurden eingehalten und damit hat jeder einzelne seinen Beitrag zum gedeihlichen Miteinander mit den Gemeinden und Besitzern geleistet, was eine Grundvoraussetzung für den Bestand des Klettergebietes ist. Zu dem allgemeinen Landfrieden hat noch beigetragen, dass sich alle Besucher an die geltenden Sperrungen gehalten haben. Allen möchte ich für ihr vorbildliches Verhalten danken, der dadurch entstandene Vertrauensvorschuss wird uns A.P. 3 mit Sicherheit zugute kommen.

Bevor ich zur alljährlichen Verleihung des Goldenen Weckhammers komme, vervollständige ich noch die Infos über die Neurouten des Jahres. Zwei Neuzugänge fehlen noch in der Sammlung, dann sind alle 53 Neutouren mit timestamp 2021 in den News beschrieben. Alles in allem keine schlechte Ausbeute, wie all die Jahre zuvor überwiegen Resterschließungen, Varianten und Routen mit teilweise grenzwertiger Nähe zu bestehenden Routen. Darunter aber auch Wege, die eine absolute Bereicherung des Gebiets darstellen.

Dazu gehört zweifelsfrei Sidewinder VIII links von Langeweile Dauerwelle im Schlangenloch, die mir glückte, bevor das Schlangenloch im Herbst endgültig abgesoffen ist. Über fünf Jahre wurde dieses Projekt links liegen gelassen, nur ein einsamer Umlenker schmückte diese schöne Kantenlinie, mit drei Haken versehen bietet sie nun prächtige Kantenkletterei, die bis über den zweiten Haken hinweg das Bewegungsrepertoir der namensgebenden Crotalus cerastes abfragt. Eine ganz klare Empfehlung sobald das Schlangenloch wieder annehmbare Verhältnisse bietet.

Etwas eher in Schuss dürfte die Shai-Hulud VIII- am Schiffsbug sein, über gut neun Jahre steckte in diesem auffälligen Pfeiler rechts der Drosoulites nur eine Lasche und ein Umlenker und mit zwei zusätzlichen Haken kam eine nette Wand- und Kantenkletterei heraus, bei der man bereits am Einstieg – wenn vorhanden – seine Längenvorteile voll zur Geltung bringen kann. Auf dem Weg zum Umlenker dürfen dieses nochmals ins Spiel gebracht werden – so steht dem kühnen Fremenritt auf dem sich wie ein Shai-Hulud aufrichtenden Pfeiler nichts im Wege.

Im November nutze Markus Köhler die wenigen Tage mit brauchbaren Bedingungen für sich und beendete sein Kletterjahr im Gebiet mit zwei fetten Ausrufezeichen. Ihm glückte die 2. Begehung der ultraschweren Kantenkletterei der The Master´s Consent und eine der wenigen Durchstiege der 5. Jahreszeit im Amphitheater. Spitzenklasse!!

Da nun alle Neutouren des Jahres beisammen sind, kann ich zur Verleihung des Goldenen Weckhammers 2021 schreiten. Als heißen Kandidat hatte ich die K.A.S.A. 2021 in der Zwischenwelt auf dem Zettel, die gut 20 Jahre als Ewigprojekt ein Schattendasein fristete und nach der längst überfälligen Freigabe in diesem Jahr von Simon ihren ersten offiziellen Durchstieg gesehen hat. Qualität, Anspruch, Abwechslungsreichtum, Linienführung, Eigenständigkeit und Schwierigkeit dieser grandiosen Linie stellen alle anderen Routen des Jahres in den Schatten – wäre da nicht Makel der Geschichte der Linie und die Tatsache, dass hier Verhältnisse in Sachen Routenpotenzial von vor 20 Jahren konserviert wurden. Ergo, 2002 wäre sie ein heißer Kandidat gewesen – hätte aber den Kürzeren gezogen, denn Routen wie Rammstein, Wassergeist und Wassernixe hätte sie auf die Plätze verwiesen, ganz davon abgesehen, dass der Goldene Weckhammer vor 20 Jahren noch gar nicht das Licht der Welt erblickt hatte.

Wenn ich mein Augenmerk auf das Potenzial richte, dass den Erschließern in diesem Jahr zur Verfügung gestanden hat, dann geht der Goldene Weckhammer 2021 an die Armageddon in der Music Hall. Mit dieser prächtigen und anspruchsvollen Kantenkletterei hat Alex Preis mit seinem Gespür für eigenständige und lohnenswerte neue Linien im dichten Routennetz des Gebietes in diesem Jahr einen Volltreffer gelandet. Vom Einstieg bis zum Umlenker bietet die Route ein anhaltendes Bewegunsgfeuerwerk, die keine Wünsche offen lässt – außer, dass sie noch viel länger sein könnte. Congrats Alex, mehr davon im nächsten Jahr bitte!

Weitere herausstechende Routen des Jahres sind Hendriks moderate Wege in den Sektoren Rammstein und Kraftklub sowie der etwas anspruchsvoller Meisterdieb. Ein Augenöffner in Sachen ettringentypischer Verschneidungskletterei wird in Maximilians und Tobias´ StoneWars: A New Rope im Sektor Eckstein geboten. Andreas komplexe und anspruchsvoll abgesicherte EAER 96 im Sektor Pumpgun gehört ebenfalls zu den Aushängeschildern für dieses Jahr. Alles Routen, die das Routenangebot in den Gruben bereichert haben und sich von den anderen Neutouren des Jahres deutlich abheben.

Das bringt mich zum Ausblick ins kommende Jahr. Mit Sicherheit wird die Neutourenlandschaft 2022 ganz ähnlich wie in diesem Jahr aussehen, der Großteil wird der Kategorie Resterschließung/Varianten angehören, darunter mit hoher Wahrscheinlichkeit ein paar Wege, die absolut lohnenswert sein werden. Diese werden sich zum Großteil aus der Masse an sträflich vernachlässigten Dauerprojekten rekrutieren, denn die stillschweigende Bestandssicherung für alle Ewigprojekte die fünf Jahre lang und mehr vor sich hingegammelt haben, die hat sich für viele erledigt. Unter diesen über 70 Projekten befinden sich einige, die Großklassikerpotenzial haben und deren Durchstieg mit oder ohne Freigabe längst überfällig ist.

Sicher ist auch, dass, noch bevor die neue Klettersaison so richtig ins Rollen kommt, die Neuauflage des Kletterführers erscheinen wird. Ich will nicht zu viel verraten, aber nach neun Monaten intensiver Arbeit an dem Buch ist jetzt schon klar, dass es neue Maßstäbe in Sachen Informationen zum Klettergebiet setzen wird. Egal ob für den Gebietskenner oder für den Gebietsneuling, der neue Kletterführer wird für die kommenden Jahre DAS Standardwerk für unser Basaltklettergebiet sein und darf in keiner Kletterführersammlung fehlen.

Leider wird uns auch COVID mit seinen, für die einen mehr und für die anderen weniger, Einschränkungen im alltäglichen Leben im neuen Jahr erhalten bleiben. Erneut können wir in den Gruben in den Mikrokosmos des nächsten Zuges und der kleinen Leisten abtauchen, um zumindest für kurze Zeit den Herausforderungen des real life zu entfliehen. Dafür wünsche ich Euch Gesundheit, passt auf Euch auf, das griechische Alphabet hat zwar noch ein paar Buchstaben für uns Alle in petto, aber mit der nötigen Achtsamkeit werden wir uns auch bis zum finalen Ώ in allen Lebenslagen über Wasser halten können.

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