Die letzten Neutouren des ausgehenden Jahres bieten einen repräsentativen Querschnitt durch die Erstbegehungen von 2016, ein Jahr, das von Resterschließungen auf der Kurzstrecke dominiert wurde, unter denen sich einige durchaus lohnende Wege finden lassen. Andere werden aber bald wieder in Vergessenheit geraten und unter Moos, Flechten sowie Dornengerank verschwinden. Ein aktives Jahr hatte in dieser Hinsicht Peter Holy, der in beiden Kategorien neue Touren abgeliefert hat und sein Faustrecht der Freiheit VI+ in der Zwischenwelt, das rechts der Freitag startet, zählt zu den Routen, die Ihr durchaus einmal klettern könnt. Auf den ersten Blick sieht sie nicht unbedingt lohend aus, das legt sich aber ganz schnell, wenn Ihr die erste abdrängende Stelle unter die Hufe nehmt, die kletter- und absicherungstechnisch nicht ganz ohne ist und im weiteren Verlauf bietet sie schöne und interessante Kletterei bis zum Umlenker der Freitag. Etwas rustikaler und vom Fels her nicht ganz so koscher ist Die dritte Generation V von Peter, die links von Griff ins Nichts durch den auffälligen Schacht führt und dann weit nach links zum Umlenker der Robinson quert. Im Schacht wird akzeptable Risskletterei entlang einer nicht so ganz akzeptablen Schuppe geboten, die Querung zum Umlenker ist nicht so der Brüller. Ein eigener Umlenker würde dem Weg ganz gut tun.
Peters dritte im Bunde ist die EV Asche zu Asche VI in Mordor. Diese Einstiegsvariante folgt dem Fingerriss und knarzenden Schuppen direkt rechts von Asche zu Asche und mündet dann am sechsten Haken in diese. Kann man machen, aber der Originalweg ist eindeutig schöner, kann aber denen empfohlen werden, die ein paar Cams versenken wollen und die 13 Bolts des Originalweges auf 9 minimieren wollen.
Der letzte Neuzugang des Jahres stammt von mir. Links der Männerrunde im Sektor Eckstein habe ich mich die Pecca fortiter A1 im Alleingang hochgenagelt, was als nette cleane Technoübung geplant war artete in eine doch recht zünftige Schlosserei an Blades, Bugaboos und RURPs aus. Gut zu wissen, dass das Teil auch frei geht und dann bei der gegebenen Möglichkeit der Absicherung eine recht spannende Angelegenheit werden wird. Das hebe ich mir aber für 2017 auf.
Nachreichen möchte ich noch eine schöne cleane Linie von Andreas im Kühlschrank rechts von Aufforderung zum Tanz. Seine EAER 85 VI aus dem Jahr 2013 bietet, bis auf die Crux am Einstieg, gut abzusichernde Riss- und Verschneidungskletterei, die an den kalten Wintertagen, die uns jetzt bevorstehen, noch genügend Sonne fängt und damit einige Begehungen verdient hat.
Thats it for 2016. Ganze 40 neue Touren hat das Jahr gebracht, eine recht magere Ausbeute im Vergleich zu den vergangenen Jahren – qualitativ wie quantitativ. Wenn ich dann noch in Rechnung stelle, dass wir im Herbst gleich einen ganzen Klettersektor mit 55 Routen verloren haben, darunter einige der besten Rissklettereien des Gebietes, dann landet die routentechnische Gewinn- und Verlustrechnung für 2016 voll in den roten Zahlen. Aber warum soll es uns besser gehen wie den Gemeinden, Kommunen, Städten, Bund und Ländern? Der Lichtstreif am Horizont sind die ganzen Projekte im Gebiet, einige Uraltteile, die lohnende Kletterei versprechen und andere, wie z.B. die von Andreas in den Sektoren Tolkien und Pumpgun in Mordor, die in Hinsicht auf die Qualität der Neutouren für 2017 hoffen lassen.
Aufgrund der übersichtlichen Anzahl der Neutouren ist es mir in diesem Jahr ein Leichtes zu entscheiden wer sich den goldenen Weckhammer für die beste Neutour des Jahres über das Bett hängen darf. Sozusagen die Eifler Variante des piolet d`or. Für mich ist die Neutour des Jahres Swens Pocket Traverse am Schiffsbug. Ansprechende Routenlänge, grandiose Kletterei und solider Fels heben diese Linie gegen die anderen Neutouren des Jahres hervor, dicht gefolgt von seinen Spießgesellen im Kasparek Theater. Gereons Schlipspredigt im Kasparek Theater gebührt die Auszeichnung für den besten moderaten Weg des Jahres, nicht nur die Qualität der Kletterei ist hier entscheidend, auch die Tatsache, dass nicht nach ein paar Zügen Schluss ist, ist hier von großer Bedeutung.
Mein persönliches Highlight 2016 war die freie Begehung des Wirren Grinsens in Mordor, eine der ganz großen herben Technotouren im Gebiet, die zu meiner eigenen Überraschung herrliche Wandkletterei im unteren Teil bietet und das in einem Schwierigkeitsgrad, der das GFP und die fragwürdige Absicherung im unteren Teil kalkulierbar macht. Hat man den unteren Teil heil überstanden wird es nach oben hinaus immer besser, mit einem furiosen Finale in der „head wall“. Basalt at ist best!
Euch allen wünsche ich ein glückliches und gesundes 2017, ein Jahr mit vielen erfüllten Träumen und verwirklichten Projekten – egal ob im Mikrokosmos des Kletterns oder im real life.