Von Allem etwas und davon eine ganze Menge

Da mache ich mir mal ein paar entspannte Tage im Zion und was macht Ihr hier? Neutouren wie am Fliessband und ich, kaum zurück, darf meine hart erarbeitete Urlaubsbräune in den Gruben verblassen lassen damit ich nicht vollkommen den Überblick verliere. Aber zum Glück habt Ihr dann doch ein wenig Einsehen mit mir gehabt und durch die Bank sehr schöne Wege erschlossen, diese zumeist in gemäßigten Graden und die, die dann doch etwas herber daher kommen, haben zumindest beigetragen mir den Jetlag aus den Knochen zu vertreiben.

Legen wir am Schiffsbug los, hier hat Patrick dem kleinen Pfeiler links der Hauptwand, an dem bis dato nur der Kuss der Spinnenfrau sein einsames Dasein gefristet hat, einen grundlegenden facelift verpasst und es sind drei neue lohnenswerte Routen dabei herausgekommen.

Gleich rechts der Spinnenfrau wartete nun der Homogenisator VII- auf Euch, der beginnt gleich mit einem trickreichen Einstiegsboulder, der von tollen Zügen an einem Pfeiler gefolgt wird. Diese Tour geht auf das Konto von Ellen, die damit ihre erste Neutour im Gebiet begangen hat. Willkommen im Club Ellen.

Patricks Schnockofant VII+ rechts davon bietet Spitzenzüge in einer offenen Verschneidung, die mit einer echten onsight-Prüfung enden, bester Fels und beste Absicherung machen die Tour zu einem MUSS für jeden, der sich am Schiffsbug tummelt.

Ganz rechts am Pfeiler war noch Platz für eine kurze cleane Route, die hat sich Andi unter den Nagel gerissen und mit dem Vulvacrack VI- eine nette kurze Risslinie geklettert, die nur ganz mal kurz im namensgebenden Hundebahnhof anzieht. Der Riss lässt sich bestens mit ein paar mittleren Cams absichern und biete wie auch die anderen Routen besten Basalt.

Dankenswerterweise hat sich Patrick dann noch um den Kuss der Spinnenfrau gekümmert, die wohl seit ihrer Erstbegehung 2001 nur so 2 bis 3 Begehungen gesehen hat, nun mit 5 soliden Bohrhaken ausgestattet wird sich das hoffentlich ändern und Ihr müsst keine angst mehr haben bei der Begehung mit miesen Keilen im Falle eines Abganges im Geröll zu enden.

Im Sektor Kranwand, gut 15 Meter rechts der Les Refractaires, hat Swen zwei kurze aber sehr lohnende Routen erschlossen, die durch besten Fels führen und brillante Kletterei bieten.

In der Hàmundur VIII+/IX- geht es nach einem zapfigen Einstieg kurz unter dem Umlenker mal richtig zur Sache, Fingerkraft und das Wissen um eine versteckte Leiste sind Trumpf an der Crux. Die Route ist bestens mit Bohrhaken eingerichtet, lässt sich aber auch sehr gut clean klettern, nur die Einstiegszüge bis unter die Crux sind, wenn clean geklettert, etwas spooky, dann liegen aber perfekte TCUs. Die erste clean-Begehung geht auf mein Konto und auch ohne Seil ist mir das Teil geglückt, dann ein veritabler highball.

Rechts davon dann die grandiose Eyafjallajökull VIII, eine echte onsight-Herausforderung, nach einem knackigen Einstiegsboulder kommt es in dieser Tour am abdrängenden Pfeiler unter dem Umlenker ganz dicke und wer hier noch den Routennamen phonetisch korrekt aussprechen kann, der ist echt gut drauf.

Deutlich leichter, aber ebenso gut abgesichert und mit der Crux knapp unter dem Umlenker kommt meine FL 200 VII- rechts davon daher, auch hier gilt es eine abdrängende Passage unterhalb des Umlenkers zu knacken, bis dahin wird schöne Wandkletterei mit ein paar interessanten Aufrichtern geboten.

Einen weitere Route von Swen könnt Ihr an der Kranwand sensu stricto klettern, rechts der Ditch Witch hat er eine anspruchsvolle Wand- und Kantenkletterei eingerichtet und geklettert, die so manchen onsight- Aspiranten auf die Bretter schicken wird. Los geht es in der Keine Macht für Niemand IX- (Eliminate) schon am Einstieg, aber die richtig herben Züge kommen dann weiter oben an der mager mit Griffen und Tritten ausgestatteten plattigen Pfeilerwand. Leider drückt es einen im onsight in die Ditch Witch hinaus, aber der Riss, die Tritte und die Untergriffschuppe dieser Tour sind für den Schwierigkeitsgrad OFF, nur die linke Kante sowie die Tritte und Griffe im plattigen Pfeiler sind erlaubt, wer in die Ditch Witch ausbüchst ist dann eher im VIIIten Grad unterwegs, aber egal wie Ihr es macht, um den saftigen mantle über der crux kommt keiner herum.

Im Lonnenloch hat Hendrik links der Sternschnuppe mit der Profit$ of Doom VII eine grandiose lange Wandkletterei erschlossen, die tolle Züge in petto hat und im oberen Teil mit einer knackigen Stelle aufwartet, bei der eine gewisse Reichweite von Vorteil ist.

Seine Black No.1 VI folgt dem Einstiegsriss der Sternschnuppe bis zu seinem Ende, dann geht es in unterhaltsamer Wandkletterei bestens abgesichert weiter bis zum Umlenker. Zwei tolle Routen, in denen Ihr mal richtig Meter machen könnt und ungetrübter Klettergenuss garantiert ist.

Ähnlich genussvoll geht es in der TypeONegative VII- links der Profit$ of Doom zu, perfekt abgesicherte Wandkletterei, im oberen Teil eine luftige Querung unter einem prallen Pfeiler und ein interessanter Endspurt zum Umlenker werden Euch geboten. Wer es noch etwas luftiger mag der klettert vom 5. Haken der TypeONegative direkt den Pfeiler hoch und wird so eine Menge Spass auf den Backen in der Bloody Kisses VII-/VII haben

Diesen Spass findet Ihr auch in Peter Mays Klimax VI+ rechts der Manuman, über 20 Meter solider Basalt, bestens abgesichert, tolle Verschneidungskletterei mit einer kniffligen Passage in der Mitte der Route, was wollt Ihr mehr. Unbedingt machen!!

Ganz ohne Fracksausen könnt Ihr nun auch Toms Manuman klettern, die ja nicht besonders gut abgesichert war, aber jetzt hat Tom die Route mit soliden Bohrhaken ausgestattet und so wird die Drei-Königs-Wand immer mehr zum Genussklettermekka des Lonnenlochs.

Gleiches hat Robert in seinem Putzteufel V rechts der Mr. Nice gemacht, erst clean geklettert, dann ausgiebig geputzt und mit soliden Bohrhaken ausgestattet, erwartet Euch nun dort eine perfekte Genusstour die über Wandkletterei bis zur Piazschuppe alles zu bieten hat.

Und so wie es aussieht entsteht ein weiteres Genussklettermekkachen gerade im Kottenheimer Gebiet mit dem neuen Sektor Steingarten. Diesen findet Ihr in dem Ihr dem Hauptweg in Richtung Yosemite Wändchen folgt, dieses rechts liegen lasst und weiter in Richtung Daumen geht. Nach dem Abzweig zum Daumen schlagt Ihr Euch nach etwa 30 Meter nach links in die Büsche und ein guter Pfad führt in den kleinen Kessel des Sektors.

Hier hat vor Jahren schon einmal Gereon Hand angelegt, doch dann die Sache auf sich beruhen lassen. Jetzt haben Michael Humpert et al. angegriffen und inzwischen sind fünf schöne Wege im Steingarten entstanden.

Im linken Teil des Sektors hat Sebastian Weiser mit Power of Dreams VII- eine ausgesprochen schöne und gut abgesicherte Verschneidungskletterei erschlossen, die zu den besten Linien gehört, die der Sektor zu bieten hat. Ein guter Einstand für die erste Neutour.

Das Wespennest V von Milena Mercer im rechten Teil des Sektors, auch für sie die erste Neutour im Gebiet, beginnt mit schöner Wandkletterei gefolgt von einer netten Passage in einer schmalen Verschneidung. Rechts davon führt Michaels Wackelstein V+ kerzengerade in die Höhe, unten Wandkletterei an guten Griffen und dann eine knifflige Plattenpassage, bei der man der namensgebenden Felsformation mit pochendem Herzen aufs Haupt steigt.

God shave the Queen V- von Jörg Heinzen, der damit ebenfalls seine erste Neutour abgeliefert hat, folgt der Verschneidung rechts vom Wackelstein, in dieser findet Ihr auch die klettertechnische Crux, oben folgt dann genussvoll gestufter Fels bis zum Umlenker und wer es etwas gestrenger mag, der klettert Michaels Einstiegsvariante Gekreuzte Schwerter VI rechts davon, hier dürft Ihr in der abdrängenden Wandpassage einmal richtig vom Beginn der Tour an zupacken.

Richtig zupacken, obwohl so richtig was zum Zupacken gar nicht da ist, müsst Ihr in Gereons FC Dynamo Kottenheim IX-/IX an der Litfaßsäule links der Klatschspalte. Eine ultraherbe dynamische Passage vom ersten Haken weg ist the meat of the route, wirklich was für Boulderheroen, die sich mal ein Seil um den Bauch wickeln wollen. Nach diesem Zug kommt ein wackliger clip und ein weitere deftiger Zug, dann ist es vorbei – was auch gut ist, denn Euer Puls wird da schon auf 199 sein.

Mein Tipp für die Tour, lasst das Seil unten, breitet die Bouldermatte am Einstieg aus und klettert bis zum Absatz über dem zweiten Haken, von hier ist es bis zum Umlenker eh easy und steigt vom Absatz in den Waldhang aus. Nur wer Gereons Ausstiegszug noch machen will, der sollte ein Seil dabei haben, denn er kletterte vermutlich nicht auf den Absatz und von hier zum Umlenker, ich denke er gab sich noch einen derben Zug zum Umlenker über die rechte Kante. Chaque un à son gout.

In den Grotten hat Andreas wieder ein paar gute Tage gehabt und im gelangen dort gleich zwei anspruchsvolle Dachklettereien. Mit der Terra X IX+/X- kletterte eine Kombitour im rechten Dachbereich, diese steigt die EAER 30 ein und quert dann linkshaltend in die My Space, um dann weiterhin fröhlich linkshaltend die No Mans Land aussteigt. Die Prachtroute aber ist die No Mans Land X-, die in der Mitte der Grotte strack durchs Dach zieht und alles abfordert, was in den Lehrbüchern in den Kapiteln zur Dachkletterei zu lesen ist. Es wird gemunkelt, dass diese Route zu den Besten gehört, die Ihr in den Grotten finden könnt.

Auch Daniel Jung war wieder im Gebiet unterwegs und wie ich seiner scorecard bei 8a.nu entnehmen konnte glückte ihm zum einen die wohl dritte Begehung von Andreas Time of the Gipsys in der Grotte und, was ich besonders stark finde, eine cleane Begehung vom Glühfinger in Mordor. So schwer wurde im Gebiet noch nie clean geklettert, damit glückte ihm ein erneuter Markstein im Basalt.

Etwas unglücklich jedoch sein Kommentar zu dieser grandiosen Begehung, zwar steht er mit solchen Sprüchen nicht alleine da, aber trotzdem erschliessen sich mir die Beweggründe nur schwer, dass jemand nach einer geglückten Begehung einer eingebohrten Route verkünden muss, dass die Haken in seinen Augen überflüssig sind. Hat was von chest thumping des Homo verticalis.

Und nach wie vor ist Melanie tierisch gut unterwegs und mit einer flash Begehung (wenn man ganz strenge Maßstäbe an den Tag legt) der Mayflower ist er etwas geglückt, was vor Ihr noch keine Frau gepackt hat und vielen xy-Chromosom bewehrten Felshelden ebenfalls nicht unbedingt leicht fällt. Saubere Leistung von Melanie.

Noch rechtzeitig vor Redaktionsschluss hat Thomas Wille eine neue Route an der Wand gegenüber des Daumens geklettert. Seine Avatar VIII- durchzieht boulderlastig das kurze abdrängende Wandstück zwischen JoJos Leiste und 1516 und sie bietet auf den ersten Metern knackige abdrängende Wandkletterei, danach geht es gemütlich zum Umlenker der 1516 weiter.

So, das war es dann aber für die Monate Mai und Juni, more to come in den folgenden Monaten.

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